Welche Zusatzversicherungen sind sinnvoll in der Schweiz?
Neben der Grundversicherung können Sie ergänzende Zusatzversicherungen abschliessen. Hier gibt es oft Sparpotenzial. Comparis gibt eine Übersicht.
08.10.2024
iStock / urbazon
1. Was muss ich bei Zusatzversicherungen beachten?
Im Gegensatz zur Grundversicherung unterscheiden sich die Leistungen der Zusatzversicherungen je nach Krankenkasse.
Zudem sind die Anbieter nicht verpflichtet, Kunden aufzunehmen. Die meisten Krankenkassen machen vor der Aufnahme eine Gesundheitsprüfung. Kündigen Sie deshalb eine bestehende Zusatzversicherung nur,
wenn Sie bereits einen neuen Vertrag erhalten haben
wenn Sie sie nicht mehr benötigen
Haben Sie eine Zusatzversicherung gefunden, achten Sie auf die Vertragsdauer. Einige Versicherungen haben Laufzeiten von bis zu drei Jahren. Ohne fristgerechte Kündigung verlängert sich der Vertrag automatisch um die festgelegte Dauer.
Gut zu wissen
Die Grundversicherung und die Zusatzversicherung bei unterschiedlichen Krankenkassen – das ist problemlos möglich.
2. Welche ambulanten Zusatzversicherungen lohnen sich?
Ambulante Zusatzversicherungen decken persönliche Gesundheitsbedürfnisse, die über die obligatorische Grundversicherung hinausgehen. Beispiele sind alternative Behandlungsmethoden, nicht kassenpflichtige Medikamente oder zahnärztliche Behandlungen.
Die versicherten Leistungen unterscheiden sich je nach Anbieter. Oft bieten Krankenkassen die Zusatzversicherungen nur als Pakete mit mehreren Bestandteilen an. Beliebte Versicherungen sind:
Das Wichtigste in Kürze:
Volljährige Personen müssen Brillen und Kontaktlinsen in der Regel selbst bezahlen.
Zusatzversicherungen leisten einen Beitrag an die benötigte Sehhilfe mit 150 bis 500 Franken pro Jahr. Oft gibt es aber keine reine Brillen- und Linsen-Zusatzversicherung.
Lohnt sich das?
Schliessen Sie die Zusatzversicherungen nur wegen des Kostenbeitrags für Sehhilfen ab, lohnt sie sich kaum.
Prüfen Sie, ob Sie das aktuelle Paket wirklich benötigen.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Grundversicherung zahlt nur Medikamente auf der Spezialitätenliste.
Nicht alle Zusatzversicherungen übernehmen dieselben nicht kassenpflichtigen Medikamente. Die Höhe der Kostendeckung unterscheidet sich ebenfalls.
Mit einer Zusatzversicherung haben Sie Anspruch auf die Kostendeckung aller vertraglich vereinbarten Arzneimittel. Voraussetzung: Sie stehen nicht auf der Spezialitätenliste (SL). Unter anderem handelt es sich dabei um alternativmedizinische und neue Präparate.
Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel ausgeschlossen.
Lohnt sich das?
Auch bei einer Zusatzversicherung ist die Kostendeckung für bestimmte Präparate ausgeschlossen. Zudem ist ein Selbstbehalt von 10 Prozent oder mehr möglich. Prüfen Sie, ob Sie das aktuelle Paket wirklich benötigen.
Das Wichtigste in Kürze:
Im Sommer 2022 wurde das sogenannte Anordnungsmodell eingeführt. Seither gilt:
Die Grundversicherung übernimmt die Kosten einer ärztlich angeordneten Psychotherapie. Die behandelnde Psychologin oder der behandelnde Psychologe muss
eine psychotherapeutische Weiterbildung haben
eine kantonale Berufsausübungsbewilligung besitzen
in der Grundversicherung anerkannt sein
Zusatzversicherungen decken einen Teil der Behandlungskosten bei nicht von der Grundversicherung anerkannten Fachpersonen. Sie müssen aber von der Krankenkasse anerkannt sein.
Lohnt sich das?
Viele Kassen übernehmen nur zwischen 50 und 90 Prozent der Therapiekosten. Die Anzahl der Sitzungen ist teilweise eingeschränkt. Wie viel Zusatzversicherungen bei nicht ärztlich angeordneter Psychotherapie übernehmen, unterscheidet sich teils stark.
Überprüfen Sie im Voraus, ob Ihre gewünschte Fachperson von der jeweiligen Krankenkasse anerkannt wird.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Grundversicherung zahlt nur medizinisch notwendige Badekuren. Die Kur muss ärztlich angeordnet sein. Dabei zahlt die Versicherung nur die ärztlichen und therapeutischen Massnahmen. Für Unterkunft und Verpflegung bekommen Sie zehn Franken pro Tag für maximal 21 Tage.
Die Zusatzversicherung zahlt teilweise für Aufenthaltskosten einer ärztlich angeordneten Kur.
In der Regel sind der Maximalbetrag pro Tag sowie die Anzahl der Kurtage pro Jahr begrenzt.
Lohnt sich das?
Bei Bade- und Erholungskuren variieren die Angebote und Prämien stark. Vergleichen lohnt sich: Einige Kantone in Grenzgebieten unterstützen auch Kuren in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze:
Einige Zusatzversicherungen beteiligen sich an den Kosten für Gesundheitsförderung. Dazu zählen etwa Ernährungsberatung oder ein Abo fürs Fitnessstudio.Hierbei können Sie mit bis zu 900 Franken im Jahr rechnen.
Nicht jedes Fitnessstudio wird akzeptiert.
Lohnt sich das?
Bei regelmässigem Training im Fitnessstudio kann eine Zusatzversicherung interessant sein. Informieren Sie sich jedoch, welche Krankenkasse welche Fitnessstudios anerkennt.
Einige Krankenkassen belohnen Sie auch, wenn Sie mit einer App Ihre Fitnessaktivitäten messen und die Daten der Kasse liefern.
Das Wichtigste in Kürze:
Ärztlich verordnete Akut- und Übergangspflege direkt nach dem Spitalaufenthalt zahlt die Grundversicherung.
Ärztlich verordnete Pflege zu Hause (Spitex) übernimmt die Grundversicherung.
Die Grundversicherung deckt keine Pflege, die über Behandlungspflege und Grundpflege hinausgeht (z. B. öfter duschen). Die Grundversicherung zahlt auch nicht die Kosten für z. B. Haushaltshilfe, Mahlzeitendienst oder Hotelleriekosten im Pflegeheim. Aber: Unter Umständen kommt die Gemeinde dafür auf. Diese Leistungen können Sie auch mit der Zusatzversicherung decken.
Lohnt sich das?
Einige Zusatzversicherungen übernehmen auch die Kosten für die Haushaltshilfe nach einem Spitalaufenthalt. Die Versicherungsdeckung ist je nach Anbieter und Produkt unterschiedlich.
Prüfen Sie, ob Sie die aktuelle Versicherung wirklich benötigen.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Grundversicherung bezahlt nur bestimmte Impfungen. Sie übernimmt keine Reiseimpfungen (z. B. gegen Gelbfieber oder Tollwut) oder Grippeimpfungen für gesunde Personen.
Eine Zusatzversicherung übernimmt in der Regel einen Teil der Kosten. Sie müssen lediglich für den Selbstbehalt (meist 10 Prozent) aufkommen.
Lohnt sich das?
In der Schweiz besteht keine Impfpflicht. Prüfen Sie, ob Sie das aktuelle Paket wirklich benötigen.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Zahnzusatzversicherung übernimmt u. a. Kosten für Dentalhygiene und Zahnfüllung bei Kariesbefall. Sie übernimmt auch Zahnstellungskorrekturen – meist aber nur bei Kindern.
Die Zusatzversicherung sollten Sie frühzeitig abschliessen. Denn: Laufende Behandlungskosten werden nicht vergütet. Teils gibt es auch eine Wartezeit für Vergütungen, die sogenannte Karenzfrist.
Lohnt sich das?
Die Grundversicherung finanziert nur Zahnbehandlungen, die als Folge einer Krankheit medizinisch notwendig sind. Können Sie die Kosten für z. B. Kronen und Vollprothesen nicht selber tragen, sollten Sie rechtzeitig eine Zusatzversicherung abschliessen. Wichtig: Für eine Zahnzusatzversicherung muss meist eine Ärztin oder ein Arzt den guten Zahnzustand attestieren.
Besonders empfehlenswert ist die Zusatzversicherung für Kinder: Zahnstellungskorrekturen können Kosten von über 10’000 Franken verursachen. Bei einer vorgeburtlichen Anmeldung entfällt meist die Gesundheitsprüfung. Das gilt teils auch für Kleinkinder.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Grundversicherung zahlt Behandlungen im Ausland nur im Falle eines medizinischen Notfalls.
Gute Zusatzversicherungen bieten teils die volle Deckung inkl. Repatriierungen – einige auch bei geplanten Behandlungen.
Ausserdem zahlen Zusatzversicherungen mehr bei Notfall- und Verlegungstransporten als die Grundversicherung.
Lohnt sich das?
Für Reisen in Länder mit hohen Gesundheitskosten (z. B. Australien, Japan, Kanada, USA) lohnt sich eine Auslands-Zusatzversicherung. Auch ein Rücktransport in die Schweiz ist in der Regel nicht durch die Grundversicherung gedeckt.
Achtung: Den im Gastland geltenden Selbstbehalt müssen Sie selbst bezahlen. Das gilt auch, wenn Ihre Franchise schon aufgebraucht ist. Der Selbstbehalt kann je nach Land hoch ausfallen.
3. Welche Spitalzusatzversicherungen lohnen sich?
Die obligatorische Krankenpflegeversicherung deckt nur den Aufenthalt in der allgemeinen Abteilung. Bei ausserkantonalen Spitalbehandlungen übernimmt sie höchstens den Tarif, der am Wohnort gilt. Das heisst: Sie müssen für die Differenz selbst aufkommen.
Mit einer Spitalzusatzversicherung haben Sie bei einem Spitalaufenthalt viele Freiheiten bei der Spitalauswahl, den Leistungen und dem Komfort.
Es gibt vier verschiedene Spitalzusatzversicherungen:
Das Wichtigste in Kürze:
Die Zusatzversicherung «allgemeine Abteilung» erhalten Sie bereits ab zwei Franken pro Monat.
Sie zahlt, wenn ein Spitalaufenthalt ausserhalb des Wohnkantons mehr kostet als im Wohnkanton. Aber: Bietet der Wohnkanton die benötigte Behandlung nicht an, zahlt die Grundversicherung sie in einem anderen Kanton.
In der Regel ist eine freie Arztwahl im jeweiligen Spital nicht möglich.
Lohnt sich das?
Die Zusatzversicherung Spital allgemein lohnt sich unter Umständen für Personen in ländlichen Regionen mit wenigen Spitälern. Überlegen Sie, ob Sie davon profitieren.
Das Wichtigste in Kürze:
Mit dem Flex-Modell entscheiden Sie kurzfristig, in welcher Abteilung Sie sich behandeln lassen möchten (allgemeine, private oder halbprivate Abteilung).
Bei einer Behandlung in der allgemeinen Abteilung fallen in der Regel keine Kosten an. In der privaten oder halbprivaten Abteilung müssen Sie einen Selbstbehalt übernehmen.
Lohnt sich das?
Das Flex-Modell ist eine sinnvolle Alternative zu Halbprivat- und Privatversicherungen. Sie müssen aber bereits einen festgelegten Betrag oder Kostenanteil selbst übernehmen. Der grosse Vorteil liegt in der Flexibilität der versicherten Person. Sie haben trotz günstigerer Prämien die Möglichkeit einer privaten Behandlung.
Die Preise zwischen den Anbietern variieren jedoch stark. Teilweise verlangen die Versicherungen auch unterschiedlich hohe Prämien je nach Geschlecht.
Das Wichtigste in Kürze:
Mit der halbprivaten Abteilung ganze Schweiz haben Sie Anspruch auf ein Zweibettzimmer. «Ganze Schweiz» meint meist alle Spitäler auf der Spitalliste der Versicherung.
In der Regel ist der Oberarzt oder die Oberärztin für die Behandlung zuständig.
Lohnt sich das?
Die halbprivate Abteilung ganze Schweiz lohnt sich für Personen, die nicht auf Komfort im Spital verzichten möchten. Allerdings bieten viele öffentliche Spitäler Zweibettzimmer, die von der Grundversicherung gedeckt sind.
Der Mehrwert der halbprivaten Abteilung besteht vor allem in der freien Arztwahl. Flex-Modelle sind allerdings deutlich günstiger. Der Selbstbehalt für ein Upgrade wird oft über die Jahre durch die tieferen Prämien ausgeglichen.
Das Wichtigste in Kürze:
Mit der privaten Abteilung ganze Schweiz haben Sie Anspruch auf ein Einbettzimmer. «Ganze Schweiz» meint meist alle Spitäler auf der Spitalliste der Versicherung.
In der Regel ist der Chefarzt oder die Chefärztin für Ihre Behandlung zuständig.
Lohnt sich das?
Die private Abteilung ist die teuerste Spitalversicherung. Dafür geniessen Sie den Komfort und die Privatsphäre eines Einzelzimmers (sofern verfügbar). Sie bekommen ausserdem die Behandlung einer erfahrenen Chefärztin oder eines Chefarztes.
Je nach Paket sind auch zusätzliche Leistungen enthalten. Dazu zählen etwa
Kuren
Notfall- und Verlegungstransporte
Haushaltshilfe und Hauskrankenpflege
Vergleichen Sie Kosten und Leistungen genau. Flex-Modelle sind deutlich günstiger. Die tieferen Prämien gleichen über die Jahre oft den Selbstbehalt für ein Upgrade aus.
4. Ist ein Unfallzusatz sinnvoll?
In den Zusatzversicherungen können Sie auch das Unfallrisiko mitversichern. Das heisst: Gedeckt sind auch unfallbedingte Heilungskosten, die über die Unfalldeckung in der Grundversicherung hinausgehen.
Mit der Unfalldeckung zahlt die Zusatzversicherung die Leistungen auch bei einem Unfall. Der Unfallzusatz lohnt sich etwa, wenn Sie nach einem Unfall nicht auf z. B. Hauspflege, Haushaltshilfe und Kuren verzichten möchten. Das gilt auch, wenn Sie sich nicht an Transport- und Rettungskosten beteiligen möchten.
5. Fazit: Welche Zusatzversicherungen lohnen sich?
Das Angebot an Zusatzversicherungen ist gross. Bei Gesamtpaketen zahlen Sie für Leistungen, die Sie unter Umständen gar nicht benötigen.
Vergleichen sie deshalb die unterschiedlichen Leistungspakete einzelner Krankenkassen. Auch die Prämien unterscheiden sich je nach Krankenkasse. Teilweise sind sie höher als die letztendlichen Kosten.
Zusatzversicherung | Empfehlung |
---|---|
Sehhilfen | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Nichtpflichtmedikamente | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Psychotherapie durch Psychologen | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Fitnessabo | Bei regelmässigem Training sinnvoll |
Schutz- und Reiseimpfungen | Bedarf prüfen |
Bade- und Erholungskuren | Bedarf prüfen |
Hauskrankenpflege und Haushaltshilfe | Bedarf prüfen |
Zahnversicherung | Für Kinder sinnvoll |
Behandlungen im Ausland | Je nachdem für Reisen ins Ausland temporäre Versicherung prüfen |
Allgemeine Abteilung ganze Schweiz | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Halbprivate Abteilung ganze Schweiz | Wechsel zu Flex-Versicherung prüfen |
Private Abteilung ganze Schweiz | Wechsel zu Flex-Versicherung prüfen |
Flex-Modell | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Unfallzusatz | Bedarf grundsätzlich prüfen |
Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 12.07.2021