Finanzielle Aussichten: Heute negativ, in fünf Jahren positiv
Ein Viertel der Erwachsenen rechnet 2025 mit einer Verschlechterung der finanziellen Situation. Langfristig sind Schweizerinnen und Schweizer optimistischer.

17.07.2025

iStock / DedMityay
1. Jede dritte Person hat finanzielle Schwierigkeiten
Ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer hat finanzielle Schwierigkeiten. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis.
Etwa ein Viertel der befragten Personen muss auf jeden Franken schauen und sich sehr einschränken – und bei sechs Prozent reicht das Geld nicht aus.
Die mittlere Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen kann mit neun Prozent am häufigsten Rechnungen nicht zahlen. Jüngere (vier Prozent) und ältere (drei Prozent) Personen haben weniger oft grosse Geldsorgen.
Haushalte mit einem Bruttoeinkommen von weniger als 4’000 Franken pro Monat kämpfen öfter mit Geldsorgen als Haushalte mit höheren Einkommen.
Aber: Etwa die Hälfte der Personen in der Schweiz hat im Grossen und Ganzen genug Geld.
Fast jede dritte Person in der Schweiz hat Mühe, alle ihre Ausgaben problemlos zu tätigen. Dabei zeigt sich ein klarer Graben nach Bildung, Einkommen und Geschlecht.
Entsprechend ist die Stimmung mit Blick auf die Finanzen in der Schweiz im Moment gedrückt. Mehr als ein Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer rechnet 2025 mit einer schlechteren finanziellen Situation als noch vor einem Jahr.
Sechs Prozent gehen davon aus, dass ihre Situation viel schlechter sein wird. Ein Viertel der Befragten gibt aber auch an, dass ihre Finanzen sich 2025 im Gegensatz zu 2024 verbessern werden.
Trotz Sorgen hinsichtlich der finanziellen Situation möchten weniger Personen in der Schweiz ihr Gehalt verhandeln. Wollten im Dezember 2024 noch neun Prozent nach einem höheren Lohn fragen, sind es im Juni 2025 nur noch sechs Prozent.
Consumer-Finance-Experte Michael Kuhn: «Generell scheinen die Schweizerinnen und Schweizer bezüglich ihres Arbeitsplatzes zunehmend Risiken zu meiden. Lieber einen sicheren Job, als diesen zu wechseln oder eine Gehaltserhöhung zu verlangen.»
2. Krankenkassen belasten das Portemonnaie
Die befragten Personen nehmen die Teuerung der Krankenkassenprämien nicht mehr so stark wahr wie noch vor einem Jahr – trotzdem belasten sie die Haushalte stark. 16 Prozent der befragten Personen haben regelmässig Schwierigkeiten, die Prämien zu bezahlen. Dabei haben die niedrigeren Einkommensklassen häufiger Probleme:
22 Prozent der Haushalte mit einem monatlichen Einkommen bis 4’000 Franken haben Mühe mit den Zahlungen.
20 Prozent der Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von 4’000 bis 8’000 Franken kämpfen mit der Bezahlung der Krankenkassenprämie.
Für 9 Prozent der Haushalte mit einem monatlichen Einkommen über 8’000 Franken stellen die Krankenkassenprämien eine hohe finanzielle Belastung dar.
Beide Gruppen mit weniger Einkommen fühlen sich durch die Krankenkassenprämien ähnlich stark belastet. Der Grund gemäss Consumer-Finance-Experte Michael Kuhn: Die niedrigste Einkommensgruppe erhält häufiger eine Prämienverbilligung.
Sparen bei den Krankenkassenprämien
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Die Krankenkassenprämien sind für 62 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer der Hauptgrund, warum sie eine schlechtere finanzielle Situation erwarten. Mit weitem Abstand folgen mit 26 Prozent steigende Mieten und Hypozinsbelastungen. Auf Platz drei liegt der Jobverlust der Partnerin oder des Partners.
Die Krankenkassenprämien stellen für viele Haushalte eine hohe Fixkostenbelastung dar. Mehr Personen als vor einem Jahr geben an, Prämienverbilligungen zu bekommen. Diese lindern die finanzielle Belastung aber nur teilweise.
3. Weniger Ausgaben bei Kleidern, Elektronik und Ausflügen
64 Prozent der Befragten verzichten als Sparmassnahme am ehesten auf neue Technik und Elektronik. Auch auf Kleider und Accessoires (61 Prozent) sowie Restaurantbesuche (57 Prozent) verzichten Personen in der Schweiz, um zu sparen.
Frauen und Männer sparen ausserdem an unterschiedlichen Stellen: «Wenn gespart werden muss, zeigen sich die bekannten Muster: Frauen verzichten häufiger auf Spontankäufe, nutzen Rabatte und vergleichen die Preise. Männer sparen dagegen beim Auto», sagt Michael Kuhn.
4. Privatkredite werden beliebter
Zum ersten Mal nehmen die Befragten lieber einen Kredit auf, anstatt sich eine günstigere Wohnung zu suchen. Das Gehalt zu verhandeln, ist erstmals seit 2021 unbeliebter, als einen Kredit aufzunehmen. Für sieben Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ist die Aufnahme eines Kredits eine Option – bei den 18- bis 35-Jährigen sogar für elf Prozent.
Während einige junge Erwachsene zum Beispiel Geld für eine Weiterbildung aufnehmen, leben viele nach dem Prinzip «buy now, pay later». Zudem ist auf dem angespannten Wohnungsmarkt die Suche nach einer günstigen Bleibe ebenso schwierig, wie mit wenig Berufserfahrung mehr Gehalt zu fordern. Hinzu kommen einfache Online-Angebote, sich Geld zu leihen, und das teils mangelnde Bewusstsein über die finanziellen Konsequenzen.
5. Männer sind optimistischer als Frauen
Männer sind gemäss der Umfrage optimistischer als Frauen: 29 Prozent der Männer blicken zuversichtlich auf ihre finanzielle Situation. Bei den Frauen sind es nur 18 Prozent. Ausserdem befürchten 30 Prozent der Frauen eine Verschlechterung ihrer Finanzen. Bei den Männern sind es nur 23 Prozent.
Gemäss Michael Kuhn hat das folgende Gründe:
Frauen sind bei ihren Finanzen in der Regel vorsichtiger als Männer.
Frauen beobachten die Kaufkraftentwicklung im Alltag genauer.
Frauen spüren wirtschaftliche Turbulenzen und die Teuerung schneller und härter. Das liegt an häufigerer Teilzeitarbeit und tieferen Durchschnittseinkommen.
Entsprechend geben 52 Prozent der Frauen an, dass sie 2025 weniger kaufen können als im Vorjahr. Bei den Männern sind es nur 41 Prozent.
6. Langfristiger Ausblick positiv
Im Fünf-Jahres-Ausblick sind Schweizerinnen und Schweizer positiver gestimmt. 44 Prozent der Befragten schätzen, dass ihre finanzielle Situation 2030 besser oder viel besser sein wird als heute. Am optimistischsten sind dabei die 18- bis 35-Jährigen: 69 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe vermuten eine finanzielle Verbesserung.
31 Prozent der befragten Personen gehen von gleichbleibenden Verhältnissen aus. 25 Prozent befürchten, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten fünf Jahren verschlechtert.
Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 28.12.2023