Tarmed in der Schweiz: Was ist das?
Tarmed ist ein Tarifsystem für Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz. Aber wie funktioniert er? Und wer darf ihn wofür anwenden? Comparis klärt auf.

03.11.2025

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1. Was ist Tarmed?
Tarmed ist ein schweizweites Tarifsystem für die Abrechnung von ambulanten ärztlichen Leistungen. Es gilt sowohl für Leistungen in Arztpraxen als auch in Spitälern. Vereinzelt befinden sich in der Liste mit den Tarmed-Leistungen auch stationäre Leistungen.
Gut zu wissen: Tarmed gilt auch für telemedizinische Leistungen.
Wofür steht Tarmed?
Tarmed ist eine Abkürzung der französischsprachigen Bezeichnung «tarif médical».
Was bedeutet Tardoc?
Ab 2026 lösen die beiden Tarifstrukturen «Tardoc» und «ambulante Pauschalen» den Tarmed ab. Tardoc regelt dabei die Tarife für Einzelleistungen. Es regelt, welche Leistungen wie viele Taxpunkte wert sind.
Was sind Einzelleistungen?
Einzelleistungen sind die Leistungen, die eine Ärztin oder ein Arzt vornimmt. Dazu gehören etwa:
Konsultationen: Gespräche mit der Ärztin oder dem Arzt inklusive Untersuchungen und Behandlungen, die keine eigene Tarmed-Leistung sind.
Schreiben von Dokumentationen und Berichten
Behandlungen: Zum Beispiel das Einrenken von Gelenken und die Versorgung von Verletzungen
Alle Einzelleistungen finden Sie im Tarmed-Browser der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte oder der Mitosch GmbH.
Dabei gibt es unterschiedliche Bewertungen der Taxpunkte für ärztliche Leistungen sowie Infrastruktur- und Personalleistungen. Die Infrastruktur- und Personalleistungen setzen sich dabei zusammen aus:
Raumkosten
Gerätekosten
Personalkosten für das nicht-ärztliche Personal
Die ambulanten Pauschalen legen eine pauschale Anzahl an Taxpunkten für alle Leistungen im Rahmen einer Behandlung fest. Anfangs werden hauptsächlich Spitäler über die ambulanten Pauschalen abrechnen.
Im Tarifsystem Tardoc ist die Abrechnung für Leistungserbringer einfacher. Es wurden ausserdem
Leistungen neu strukturiert
neue Abrechnungsmöglichkeiten eingeführt
die Abrechnung auf den 1-Minuten-Takt geändert – mit Ausnahmen bei ärztlichen Grundleistungen, hausärztlichen Leistungen und Komplementärmedizin.
Dadurch ist die Abrechnung sachgerechter und transparenter.
Eine genauere Auflistungen aller Änderungen finden Sie zum Beispiel beim FMH-Berufsverband.
2. Tarmed-Tarif: Wie funktioniert er?
Im Tarmed wird den ärztlichen Leistungen eine bestimmte Anzahl von Taxpunkten zugeordnet. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen ärztlichen und technischen Leistungen. Entscheidend für die Festlegung der Anzahl an Taxpunkten pro Leistung sind:
der zeitliche Aufwand
die Schwierigkeit
die erforderliche Infrastruktur
Die Taxpunkte sind gesamtschweizerisch einheitlich geregelt.
Die Taxpunktwerte bezeichnen den Preis pro Taxpunkt. Sie sind auf kantonaler Ebene geregelt. Teils kann es auch innerhalb eines Kantons unterschiedliche Taxpunktwerte geben. Die Kosten der Behandlung ergeben sich dann aus der Multiplikation der Taxpunkte mit den Taxpunktwerten.
Gut zu wissen: Wenn ab 2026 Tardoc in Kraft tritt, funktioniert die Berechnung der Kosten gleich wie beim Tarmed.
So funktioniert die Abrechnung mit Tarmed und Tardoc
Taxpunkte × Taxpunktwert = Kosten der Behandlung
Beispiel: Die ersten fünf Minuten einer Konsultation haben 10.42 Taxpunkte für die ärztliche Leistung und 8.19 Taxpunkte für die technische Leistung. Der Taxpunktwert liegt bei 90 Rappen. Die ersten fünf Minuten der Konsultation kosten 16.75 Franken.
Rechnung: (10.42 + 8.19) × 0.9 = 16.75
3. Wer darf Tarmed abrechnen?
Ärztinnen und Ärzte dürfen mit Tarmed abrechnen. Allerdings gilt das nur für Behandlungen in Arztpraxen und im ambulanten Spitalbereich.
Aber: Nicht jede Ärztin oder jeder Arzt darf jede Behandlung abrechnen. Je nach Qualifikation dürfen die behandelnden Fachpersonen unterschiedliche Tarifpositionen abrechnen.
Tarmed-Rechnung lesen: Wie geht das?
Eine Abrechnung vom Arzt ist auf den ersten Blick kompliziert. Deswegen bieten verschiedene Websites eine Lesehilfe für Tarmed-Rechnungen. Dazu gehören etwa die Ärztekasse und das Spital Thurgau.
4. Tarifarten im Überblick: Welche Tarife gibt es?
Gemäss Krankenversicherungsgesetz (Art. 43) dürfen Leistungserbringende drei Tarifarten zur Abrechnung ihrer Arbeit verwenden:
Einzelleistungstarif
Zeittarif
Pauschaltarif
Bei der Einzelleistungsvergütung stellen Leistungserbringende der versicherten Person jede einzelne Leistung in Rechnung. Sie muss auf der Tarifstruktur Tarmed beruhen.
Die Taxpunkte der Leistung werden mit dem Taxpunktwert des Kantons verrechnet. Der Zeitaufwand der Leistung wird bereits bei der Berechnung der Taxpunkte berücksichtigt.
Beispiel: Ärztinnen und Ärzte verrechnen die Grundkonsultation der ersten fünf Minuten über den Einzelleistungstarif (Tarifziffer 00.0010).
Gut zu wissen: Es gibt ausserdem eine Unterscheidung zwischen ärztlichen und technischen Leistungen. Ärztliche Leistungen sind Behandlungen, die die Ärztin oder der Arzt vornimmt. Zu den technischen Leistungen gehören zum Beispiel Personalkosten des nichtärztlichen Personals sowie Sachkosten.
Dieser Tarif wird in der Regel für Pflegeleistungen eingesetzt. Hier richten sich die Kosten für die Leistungen nach dem benötigten Zeitaufwand.
Gut zu wissen: Die Kosten für Pflegeleistungen sind gesetzlich festgelegt (Art. 7a KLV). Die Preise gelten für Leistungen gemäss Krankenversicherungsgesetz. Kosten für hauswirtschaftliche und soziale Leistungen müssen Versicherte selbst zahlen.
Beim Pauschaltarif vereinbaren Krankenkassen und Leistungserbringer eine Pauschale für die Behandlung. Diese ist unabhängig vom tatsächlichen Aufwand immer gleich. Der Tarif kommt vor allem bei stationären Behandlungen in Spitälern zur Anwendung.
Je nach Spital kann sich die Höhe der Pauschale unterscheiden. Denn: Die Krankenkassen verhandeln die Pauschalen mit jedem Spital einzeln. Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren stellt eine Tarifübersicht zur Verfügung.
5. Tarmed-Leistungen: Was gehört dazu?
Zu den Tarmed-Leistungen gehören über 4’600 verschiedene Positionen. Der Katalog umfasst einen Grossteil der ärztlichen Leistungen in verschiedenen Fachbereichen. Dazu gehören etwa Konsultationen, Diagnostiken sowie therapeutische und chirurgische Eingriffe.
Krankenkassen prüfen, ob die in Rechnung gestellten Leistungen für die Behandlung erforderlich waren. Denn: Gemäss Krankenversicherungsgesetz deckt die Grundversicherung nur Leistungen, die wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind (Art. 32 KVG). Offensichtlich falsche Verrechnungen beanstandet Ihre Krankenkasse.
Prüfen Sie die Arztrechnungen ebenfalls genau. Denn: Im Gegensatz zur Krankenkasse wissen Sie zum Beispiel, wie lang eine Konsultation war oder wie viele Packungen eines Medikaments Sie bekommen haben. Finden Sie Fehler, geben Sie der Krankenkasse Bescheid.
6. Häufige Fragen zum Tarmed
Eine Tarmed-Abrechnung ist eine ärztliche Abrechnung gemäss Tarmed-Tarifstruktur. Die Tarifstruktur ist schweizweit einheitlich. Sie gilt für alle in der Schweiz erbrachten ambulanten ärztlichen Leistungen.
Der Tardoc sowie die ambulanten Pauschalen treten am 1. Januar 2026 in Kraft. Sie lösen den Tarmed ab.
Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte bietet einen öffentlich zugänglichen Tarmed-Browser. Dort sind die Regelungen sowie Tarifpositionen des Tarmed aufgeführt. Es gibt auch einen Tarmed-Browser von der Mitosch GmbH.
«Tarmed AL» steht für die ärztlichen Leistungen bei einer Behandlung. Dazu gehören etwa eine Konsultation und eine Untersuchung.
«Tarmed TL» bezeichnet die technischen Leistungen. Dazu gehören:
Personalkosten des nichtärztlichen Personals
Sachkosten: zum Beispiel Verbrauchsmaterial, Versicherungen und Reparaturen
Umlagen: zum Beispiel Verwaltungskosten, Fahrzeugkosten und der technische Dienst
Anlagenutzungskosten: Abschreibungen, Kapitalverzinsungen, Kosten für Miete und Leasing
Der Taxpunktwert von Tarmed ist kantonal unterschiedlich. Meist liegt er zwischen 80 Rappen und einem Franken.
Die Höhe der Notfallpauschale ist abhängig vom Zeitpunkt des Notfalls. Es gibt ausserdem einen Unterschied zwischen Notfällen mit telefonischem und persönlichem Kontakt.
Bei persönlichem Kontakt liegt die Notfallpauschale zwischen 50 und 180 Taxpunkten. Sie ist werktags und tagsüber günstiger als am Wochenende und nachts. Bei telefonischen Konsultationen dürfen Leistungserbringende zwischen 30 und 70 Taxpunkten verrechnen.
Gut zu wissen: Die Notfallpauschale fällt zusätzlich zu den Behandlungskosten an. Bei den Behandlungskosten dürfen Leistungserbringende je nach Zeitpunkt des Notfalls bis zu 50 Prozent mehr Taxpunkte verrechnen als im Tarmed vorgesehen.
Der Tarmed umfasst mehr als 4’600 Positionen. Sie sind in 40 Kategorien aufgeteilt.
Tarmed ist seit dem 1. Januar 2004 in Kraft. Er gilt noch bis Ende 2025. Am 1. Januar 2026 wird er von Tardoc und den ambulanten Pauschalen abgelöst.
Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 18.08.2022



