Wohnkostenkrise in der Westschweiz: Viele Haushalte am Limit
Die Wohnkosten in der Romandie bringen immer mehr Haushalte an ihre Belastungsgrenze. Besonders hart trifft es Menschen mit niedrigem Einkommen. Das zeigt eine repräsentative Comparis-Umfrage.

13.05.2025

iStock / elxeneize
1. Wohnkosten belasten – besonders Haushalte mit tiefem Einkommen
Die neue Comparis-Studie zur Wohnsituation in der Westschweiz zeigt: Die Wohnkosten in der Romandie bringen immer mehr Haushalte an die Belastungsgrenze. Knapp ein Drittel der Haushalte mit weniger als 7’000 Franken Monatseinkommen geben mehr als 36 Prozent ihres Budgets fürs Wohnen aus. Bei 8 Prozent verschlingt die Miete sogar mehr als die Hälfte des Einkommens.
Mietende stärker betroffen als Eigentümer
Besonders angespannt ist die Situation für Mieterinnen und Mieter. Unter ihnen geben 28 Prozent mehr als einen Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Dabei gilt in der Schweiz die Faustregel, dass die Wohnkosten diesen Anteil nicht übersteigen sollten.
Eigentümerinnen und Eigentümer werden durch die Wohnkosten weniger stark belastet: Nur 12,5 Prozent der Immobilienbesitzenden geben mehr als 35 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Das liegt nicht daran, dass die Eigentümer günstiger wohnen. Sie verfügen aber im Durchschnitt über deutlich höhere Einkommen als Mietende.
Die Zahlen belegen eine stille Krise. Ohne gezielte Förderung der Bautätigkeit – gerade in den Städten – wird sich die Situation weiter zuspitzen.
Video: Experte Harry Büsser gibt Einblicke in die Studie
Warum stossen viele Haushalte in der Romandie an ihre Belastungsgrenze? Immobilien-Experte Harry Büsser gibt im folgenden Video einen Überblick:
2. Bestandsmieten verfälschen Statistiken
90 Prozent der befragten Mieterinnen und Mieter geben an, pro Monat weniger als 3’000 Franken Miete zu zahlen. Laut Comparis-Immobilienexperte Harry Büsser ist das nur möglich, weil viele schon seit über zehn Jahren in derselben Wohnung leben. Dadurch profitieren sie von tiefen Bestandsmieten. Die Marktmieten sehen jedoch anders aus: In Genf kostet eine 4-Zimmer-Wohnung durchschnittlich 3’500 Franken.
Die Bestandsmieten packen die harte Marktrealität derzeit noch in Watte, aber das wird nicht so bleiben. Es braucht Massnahmen für mehr Bautätigkeit, um das Angebot auszuweiten. Würden mehr Wohnungen angeboten, dürften die Preise nicht mehr so stark steigen.
3. Viele lehnen längeres Pendeln ab – trotz hoher Wohnkosten
Günstiger wohnen in ländlichen Gebieten? Für viele Westschweizerinnen und Westschweizer keine Option. Fast 42 Prozent der Befragten lehnen längere Pendelzeiten kategorisch ab – selbst wenn die Miete dadurch deutlich sinken würde. Nur rund ein Drittel wäre bereit, bis zu 30 Minuten länger zu pendeln. Und das nur, wenn die Wohnkosten um mindestens einen Drittel sinken würden.
4. Wohneigentum für viele unerreichbar
Steigende Immobilienpreise dämpfen die Kaufbereitschaft: Nur 10 Prozent der Befragten denken bei Preisen über 1,25 Millionen Franken noch über einen Immobilienkauf nach. Ab zwei Millionen Franken können sich nur noch 2 Prozent einen Kauf vorstellen. Aber: 2 Prozent der Westschweizer sind immerhin 20’000 Haushalte.
So ist es kein Wunder, dass auch Immobilien zu Preisen von über zwei Millionen Franken noch viele Abnehmer finden. Die Preise im Luxussegment dürften sogar noch weiter steigen.
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5. Fazit: Mehr Neubauten in Städten dringend nötig
Die Ergebnisse der Comparis-Umfrage zeigen: Die Wohnkostenkrise ist real – besonders in urbanen Gebieten. Die Lösung laut Comparis-Immobilienexperte Harry Büsser: Gezielter Wohnungsbau in den Städten, wo die Nachfrage am höchsten und die Zahlungsbereitschaft nicht beliebig steigerbar ist. So kann das Problem der steigenden Wohnkosten angegangen werden, ohne dass die Menschen länger pendeln müssen.
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von comparis.ch im März 2025 unter 1’001 Personen in den Westschweizer Kantonen durchgeführt: Bern, Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Waadt, Wallis.
Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 13.05.2025