Wie funktioniert die Gestalttherapie?

Gestalttherapie hilft Menschen dabei, selbstverantwortlicher zu handeln und seelische Probleme zu überwinden. Comparis erklärt diese Form der Psychotherapie und nennt Anlaufstellen.

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Julia Strachowitz

Hände

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1.Was ist Gestalttherapie?
2.Welche Methoden werden in der Gestalttherapie angewandt?
3.Für wen eignet sich Gestalttherapie?
4.Was muss ich in einer Gestalttherapie beachten?
5.Wie finde ich Gestalttherapeuten?

1. Was ist Gestalttherapie?

Gestalttherapie hat zwei Ziele: Sie will dem Einzelnen helfen, seiner selbst bewusster zu werden und selbstverantwortlicher zu handeln.

Die Gestalttherapie gehört zu den humanistischen Therapien. Der Fokus von humanistischen Therapiearten liegt auf der persönlichen Weiterentwicklung. Obwohl jeder Mensch in andere Umstände geboren wird, gehen Humanistinnen und Humanisten davon aus, dass alle eine Wahlfreiheit haben. 

Wer eigene Werte entwickelt und sich danach ausrichtet, lebt authentisch und selbstbestimmt. Damit geht jedoch immer eine Verantwortung einher. Humanistische Therapien helfen Menschen dabei, ihre eigene Freiheit zu finden und Eigenverantwortung zu übernehmen.

Die Gestalttherapie richtet sich an folgenden Annahmen aus:

Körper und Seele sind eine Einheit, deshalb wird in einer Therapie zusätzlich zum Gesagten die Körpersprache einbezogen (z. B. verschränkt der Patient oder die Patientin schützend die Arme, wenn sie über ihre Mutter spricht).

Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zum kreativen Wachstum und hat die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.

Der Mensch besteht nicht nur aus positiven Aspekten der Persönlichkeit. Auch verletzliche und verdrängte Anteile müssen für ein authentisches Leben bewusst gemacht und integriert werden.

Lernen geschieht durch die eigene Erfahrung, nicht durch das kognitive Erfassen einer Situation.

Die Welt und der Körper sind voller Hinweise, die Menschen sich zunutze machen können. Wer sich gut kennt und innere sowie äussere Veränderungen bemerkt, verleiht seinem Leben mehr Tiefe.

Veränderung geschieht dann, wenn jemand nicht mehr zwanghaft versucht, sich zu verändern. Die Person es also schafft, sich so anzunehmen, wie er oder sie wirklich ist.

2. Welche Methoden werden in der Gestalttherapie angewandt?

Im Mittelpunkt der Gestalttherapie steht der Dialog. Im Gespräch lernt der Patient oder die Patientin, die Wahrnehmung für sich selbst zu erhöhen. Körperwahrnehmungen, Gefühle und Gedanken können besser erkannt und eingeordnet werden.

Eine der bekanntesten Gestalttherapie-Methoden ist die Technik des leeren Stuhls. Der Therapeut oder die Therapeutin stellt einen leeren Stuhl in den Raum. Der Therapeut bittet z. B. seinen Patienten oder seine Patientin, sich vorzustellen, die Mutter würde auf dem Stuhl sitzen. Der Patient oder die Patientin wird ermutigt, Gefühle zu zeigen, die vor der Mutter nicht gezeigt werden können. Die Aussöhnung mit bisher Unterdrücktem verbessert das psychische Wohlbefinden.

Weiter werden kreative Techniken der Gestalttherapie angewandt, wie z. B. Skulpturen anfertigen oder Bilder zeichnen. Auch Klang oder Bewegung können seelische Prozesse sichtbar machen. Kreative Medien helfen Patientinnen und Patienten dabei, die Selbstwahrnehmung zu steigern.

3. Für wen eignet sich Gestalttherapie?

Eine Gestalttherapie-Beratung oder Gestalttherapie eignet sich für die Bewältigung seelischer Probleme, psychischer Erkrankungen oder beruflicher Probleme.

Gestalttherapie eignet sich für Personen, die an ihrer Selbsterkenntnis arbeiten wollen. Der Therapeut oder die Therapeutin gibt keine fertigen Lösungsansätze mit. Er oder sie hilft dem Patienten oder der Patientin dabei, eigene Wege zu entdecken.

Unsere täglichen Handlungen laufen grösstenteils automatisiert ab. Beim Autofahren ist das z. B. sehr praktisch. Wir schalten, ohne nachdenken zu müssen.

Am Arbeitsplatz ist das jedoch weniger hilfreich, wenn wir z. B. einen Vorgesetzten unbewusst mit unserem Vater verwechseln und uns innerlich verausgaben, um ihm zu gefallen.

Die Gestalttherapie hilft dabei, unbewusste Blockaden aufzudecken und aufzulösen, damit wir unser Potenzial frei entfalten können.

4. Was muss ich in einer Gestalttherapie beachten?

Patientinnen und Patienten müssen in einer Gestalttherapie eine hohe Eigenverantwortung übernehmen. Dies kann zu Beginn ungewohnt und belastend wirken. Jede Sitzung verlangt eine hohe Aufmerksamkeit.

Gespräche und Gestalttherapie-Übungen können körperlich und emotional fordernd sein. Nehmen Sie sich nach jeder Sitzung Zeit, um auszuruhen. Anstrengende Aktivitäten sollten im direkten Nachgang vermieden werden.

Patientinnen und Patienten, die eine akute depressive Episode erleben, können mit der Eigenverantwortung überfordert sein. Ihnen fällt es schwer, aktiv mitzuwirken. Hier kann eine medikamentöse Behandlung oder andere Therapieart sinnvoll sein.

Gestalttherapie hilft dabei, Widersprüche aufzudecken. Therapiepersonen können teilweise in die Konfrontation gehen. Das hilft Betroffenen dabei, widersprüchliche Gedanken- und Verhaltensmuster aufzudecken. Nicht jeder Patient oder jede Patientin kann mit dieser Art umgehen.

5. Wie finde ich Gestalttherapeuten?

Die Zürcher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ZGPP bietet eine Therapievermittlung. Dort lässt sich der Filter «Gestalttherapie» auswählen. Als Ergebnis erhalten Sie eine Liste mit Gestalttherapeutinnen und Gestalttherapeuten in Ihrer Umgebung sowie eine Anzeige, ob freie Therapieplätze bestehen.

Quellen

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