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Crowdlending: So funktionieren Kredite ohne Banken

In Zeiten tiefer Zinsen bringen Obligationen langfristig Verluste und Sparkonten wenig Zins. Das macht alternative Finanzierungsformen wie Crowdlending attraktiv. Das Wichtigste im Überblick.

25.04.2023

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1.Was ist Crowdlending?
2.Wie funktioniert Crowdlending?
3.Was sind die Vorteile und Risiken von Crowdlending?
4.Für wen lohnt sich Crowdlending?
5.Wachstum von Crowdlending in der Schweiz
6.Crowdlending-Anbieter in der Schweiz

1. Was ist Crowdlending?

Crowdlending wird auch Peer-to-Peer-Lending (P2P) genannt. Es bezeichnet die internetbasierte Vermittlung von Krediten, die in der Regel von mehreren Privatpersonen an andere Privatpersonen oder an Unternehmen vergeben werden.

Beide Seiten kommen dabei auf sogenannten Online-Kreditmarktplätzen zusammen: Während Kreditsuchende ihre zu finanzierenden Projekte auf den Marktplätzen präsentieren, haben Geldgeber (Anleger) die Möglichkeit, in diese zu investieren. Crowdlending ist die bekannteste Form von Crowdfinancing.

Finden sich für ein Projekt genügend Geldgeber, werden deren individuelle Beiträge zu einem zu verzinslichen Kredit zusammengefasst. Für die Vermittlerdienste verrechnen die Marktplatzbetreiber den Kreditnehmern und teilweise auch den Anlegern eine Gebühr.

2. Wie funktioniert Crowdlending?

Wer Finanzierungsbedarf hat, kann auf der Website eines Anbieters einen Kreditantrag stellen. Dabei sind verschiedene Angaben zur persönlichen und finanziellen Situation erforderlich. Sie dienen dazu, die Kreditwürdigkeit des Antragstellers im Rahmen einer Bonitätsprüfung zu bewerten. Das daraus resultierende Bonitätsrating widerspiegelt das Kreditausfallrisiko für den Anleger oder die Anlegerin und ist für die Bestimmung des Zinssatzes massgebend.

Fällt der Kreditentscheid positiv aus, wird das Kreditprojekt auf dem Online-Marktplatz potenziellen Geldgebern unterbreitet. Um in Kreditprojekten anzulegen, ist eine relativ unkomplizierte Registrierung auf der Plattform eines Anbieters erforderlich. Nach einer erfolgreichen Überprüfung der Identität durch den Plattformbetreiber können erste Investitionen getätigt werden.

Diese Grafik zeigt die Funktionsweise von Crowdlending. Anleger investieren über eine Internetplattform, welche die Investitionen in Form von Krediten an Kreditnehmer vermittelt.

3. Was sind die Vorteile und Risiken von Crowdlending?

Die wichtigsten Vorteile für Kreditnehmer:

  • das Zahlungsverhalten in der Vergangenheit

  • offene Verbindlichkeiten

  • allfällige negative Ereignisse wie Betreibungen oder Inkassomassnahmen

  • Ablauf in der Regel transparenter, unkomplizierter und schneller als bei der Bank

  • Möglichkeit, mit potenziellen Kundinnen und Kunden direkt in Kontakt zu treten und unmittelbares Feedback zu erhalten

Die wichtigsten Vorteile für Anleger:

  • Vergleichsweise attraktive Renditemöglichkeit

  • Einfache Risikodiversifikation dank tiefer Mindestinvestitionsbeträge

  • Gesamte Betreuung des Kreditverhältnisses (Bonitätsprüfung, Dokumentation, Zahlungsabwicklung und Inkasso) wird vom Marktplatzbetreiber übernommen

Wie alle Anlage- und Finanzierungsformen birgt auch Crowdlending gewisse Risiken. Sollte der Kreditnehmer zahlungsunfähig werden, droht dem Anleger im schlimmsten Fall der Verlust seiner gesamten Investition. Des Weiteren sollten Anleger bedenken, dass der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen unter Umständen nicht fristgerecht nachkommt oder er seinen Kredit nach Möglichkeit frühzeitig zurückzahlen möchte.

Kreditsuchende sollten sich dagegen bewusst sein, dass die Ablehnungsrate für Kreditanträge hoch ist und dass ein schlechtes Bonitätsrating eine hohe Zinslast zur Folge haben kann. Zudem wird der Kreditsuchende auch von Crowdlending-Anbietern respektive den Kreditgebern geprüft. Das kann die Bearbeitungszeit verlängern.

4. Für wen lohnt sich Crowdlending?

Insgesamt bietet Crowdlending gerade Privatpersonen, KMU und Selbstständigen eine interessante Alternative zum traditionellen Bankkredit, um auf oft unkomplizierte Weise und zu fairen Konditionen ein Darlehen zu erhalten.

Für Anlegerinnen und Anleger sind aufgrund des Ausfallrisikos von Privatkunden vor allem KMU-Kredite interessant. Zudem sollten sich Kreditnehmer der Risiken und Nachteile von Crowdlending bewusst sein und diese bei der Prüfung von Crowdlending dementsprechend berücksichtigen. Für Anleger eröffnet sich vor allem in Zeiten niedriger Zinsen eine neue Renditequelle. Letztlich gilt aber wie immer: Je höher der Zins, desto grösser das Risiko.

5. Wachstum von Crowdlending in der Schweiz

Die Hochschule Luzern veröffentlicht jedes Jahr einen Crowdfunding-Monitor für die Schweiz. Demzufolge wurden seit der Gründung der ersten Crowdfunding-Plattform in der Schweiz 2008 rund 3 Milliarden Schweizer Franken vermittelt. 

Von 2020 bis 2021 verzeichnete der Bereich Crowdlending das grösste Wachstum (plus 35 Prozent auf 607 Millionen Franken). Der Anteil des Consumer Crowdlending (Kredite an Privatpersonen) ist gegenüber 2020 um 42 Prozent gestiegen und beträgt neu 78,7 Millionen Franken. Real Estate Crowdlending ist 2021 um 40,9 Prozent auf 418 Millionen Franken gewachsen. Vor allem Kredite an Unternehmen im Immobilienbereich waren hier ein bedeutender Treiber.

6. Crowdlending-Anbieter in der Schweiz

Viele der Crowdlending-Plattformen haben sich in einem Verband zusammengeschlossen. Sie gründeten die Swiss Marketplace Lending Association. Zu diesem Verband gehört neben den diversen Anbietern auch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IZF der Hochschule Luzern.

Die folgenden Anbieter bilden eine Auswahl aus dem Schweizer Crowdlending-Markt.

Cashare, ein Anbieter aus dem Kanton Zug, wurde bereits 2008 gegründet und muss deshalb zu den Pionieren im Schweizer Crowdlending-Markt gezählt werden. Folgerichtig bezeichnet sich das Unternehmen als erste Crowdlending-Firma der Schweiz und positioniert sich mit einer sicheren, schnellen und einfachen Plattform auf dem Markt.

www.cashare.ch

Mehr erfahren: Cashare auf comparis.ch

Die Online-Plattform für Crowdlending von CG24 gibt es seit 2015. Das Angebot umfasst. Das Unternehmen fokussiert sich insbesondere auf die effizientere Gestaltung des Kreditprozesses mit Hilfe von Automatisierungen. Daneben betätigt sich CG24 auch karitativ, indem es soziale Projekte und Organisationen unterstützt.

www.cg24.com

Mehr erfahren: CG24 auf comparis.ch

Creditworld positioniert sich als Finanzierungsdienstleister für Unternehmen – insbesondere kleinere und mittelgrosse Unternehmen. Mit diesem exklusiven Fokus auf KMU will das Unternehmen den Wirtschaftsstandort Schweiz mit seinen vielen erfolgreichen KMU fördern.

www.creditworld.ch

Crowd4Cash bietet nicht nur Privatkredite, sondern auch KMU-Kredite und Hypotheken an. Zinssätze für Privat- und KMU-Kredite beginnen bei 3,9 Prozent (für Privatkunden) respektive 4,5 Prozent (für Unternehmen). Finanzierungsprojekte werden auf der Plattform veröffentlicht und sind somit für ein breites Publikum sichtbar, um Kreditnehmer und Kreditgeber zu verbinden.

www.crowd4cash.ch

Bessere Zinsen für alle – das ist das offizielle Motto der Crowdlending-Plattform lend.ch. Mit dem «lend.ch Fund» steigt das Unternehmen zusätzlich in den Markt für Marketplace-Lender ein. Im Gegensatz zu Crowdlending geht es dabei nicht um die direkte Kreditvermittlung unter Privaten. Stattdessen konzentriert sich Marketplace-Lending auf professionelle Finanzmarkt-Akteure.

lend.ch

Mehr erfahren: lend.ch auf comparis.ch

Lendora ist ein Schweizer P2P-Kreditvermittler mit Sitz in Zug. Zinssätze variieren dabei zwischen 3,9 Prozent und 9,9 Prozent. Gemäss Lendora wird ein Kredit durchschnittlich von 13 Investoren finanziert. Für die Vermittlung verlangt Lendora lediglich 0,7 Prozent auf den Finanzierungsbetrag pro Jahr.

www.lendora.ch

neocredit.ch spezialisiert sich auf schwarmfinanzierte KMU-Kredite. Für die Evaluierung der Konditionen wird das Unternehmen von neocredit.ch geprüft und auf einer Skala zwischen 1 und 7 bewertet. Der Zinssatz setzt sich aus dieser Bewertung und der Finanzierungslaufzeit zusammen.

www.neocredit.ch

Über die Crowdlending-Plattform von Splendit können Studierende einen Ausbildungskredit aufnehmen. Auch Studierende, die nicht in der Schweiz studieren, können ihr Studium finanzieren lassen. Investoren können dabei mit durchschnittlich 6 Prozent Zins abzüglich einer Gebühr von 200 Franken rechnen.

www.splendit.ch

Swisspeers positioniert sich wie Creditworld mit Crowdlending für Firmenkredite und bringt auf der Online-Plattform Unternehmen mit Finanzierungsbedarf mit Investoren mit Anlagebedarf zusammen.

www.swisspeers.ch

Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 08.08.2019

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Die Kreditvergabe ist verboten, falls sie zu Überschuldung führt (Art. 3 UWG).