Medikamente im Ausland bestellen: Darauf sollten Sie achten

Wer Medikamente bei Versandapotheken bestellt, geht ein Risiko ein. Nicht selten treiben dubiose Händler ihr Unwesen. Ihre Ware kann die Gesundheit gefährden und abhängig machen.

10.12.2021

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Bei Medikamenten aus dem Internet ist Vorsicht geboten.

iStock / Aliseenko

1.Medikamente online bestellen ohne Rezept
2.In welchen Versandapotheken kann ich meine Medikamente bedenkenlos bestellen?
3.Medikamente im Ausland bestellen
4.Gibt es einschlägig bekannte gefährliche Arzneimittel, die online angeboten werden?
5.Versand illegaler und gefälschter Medikamente

Online Medikamente bestellen ist nicht so einfach wie Lebensmittel und Heimelektronik. Besonders bei Bestellungen im Ausland ist Ärger mit den Behörden programmiert. Comparis erklärt die Tücken.

Medikamente online bestellen ohne Rezept

Grundsätzlich ist gemäss Heilmittelgesetz Art. 27 der Versandhandel von Medikamenten untersagt. Eine Bewilligung wird nur erteilt unter folgenden Bedingungen:

  1. Für das betreffende Arzneimittel liegt eine ärztliche Verschreibung vor

  2. Es stehen keine Sicherheitsanforderungen entgegen

  3. Die sachgemässe Beratung ist sichergestellt

  4. Eine ausreichende ärztliche Überwachung der Wirkung ist sichergestellt

Das heisst: Rezeptpflichtige Arzneimittel werden Ihnen mit Nachweis des entsprechenden Dokuments problemlos nach Hause geliefert. Voraussetzung ist: Die Apotheke hat in einem Kanton eine Bewilligung für den Versand.

Allerdings muss auch bei rezeptfreien Medikamenten der Liste D für den Versand eine ärztliche Verschreibung vorliegen. So soll die Aufklärung der Patienten über Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierungen sichergestellt werden.

Ohne Fachberatung durch Arzt/Ärztin oder Apotheker/Apothekerin dürfen Ihnen keine Arzneimittel nach Hause geliefert werden. Sie können allerdings bei verschiedenen Apotheken ohne Rezept Medikamente online bestellen und Ihre Ware vor Ort abholen. Das ist natürlich bei Bestellungen im Ausland nicht möglich.

Bedenkenlos rezeptfrei online bestellen und sich heimliefern lassen können Sie sich einzig Drogerieartikel (Liste E).

In welchen Versandapotheken kann ich meine Medikamente bedenkenlos bestellen?

Eine ganze Reihe von Apotheken in der Schweiz hat inzwischen einen Online-Shop für Arzneimittel und Drogerieartikel mit einer entsprechenden Bewilligung. Hier können Sie mit dem entsprechenden Rezept bedenkenlos Arzneimittel bestellen. Die Mindestbestellmengen und Portokosten können allerdings stark variieren. Ein Vergleich vor der Bestellung lohnt sich deshalb. Eine Apothekenkette mit vielen Filialen kann sich zudem lohnen, wenn Sie vor Ort Ihre Bestellung abholen müssen.

Drogerieartikel (für diese benötigen Sie kein Rezept) erhalten Sie ausserdem bei den Online-Shops der grossen Detailhändler.

Medikamente im Ausland bestellen

Als Privatperson dürfen Sie einzig für sich selbst Arzneimittel für einen Monatsbedarf in die Schweiz einführen. Für Dopingmittel gilt gemäss Bundesgesetz über die Förderung von Sport und Bewegung (SpoFöG) Art. 20 ein generelles Importverbot.

Verboten ist die Einfuhr gemäss der eidg. Zollverwaltung ebenso für Arzneimittel, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, Arzneimittel, die zur Anwendung an Nutztieren bestimmt sind, und immunologische Arzneimittel für den tierärztlichen Gebrauch.

Was ist erlaubt?

Grundsätzlich dürfen Sie für sich selbst Medikamente für einen Monatsbedarf einführen. Der Monatsbedarf berechnet sich nach der vom Zulassungsinhaber beschriebenen Dosierung. Als Betäubungsmittel klassifizierte Medikamente dürfen Sie allerdings nur importieren, wenn Sie krank sind. Für einen Nachweis gibt es eine Bescheinigung für den Schengen-Raum und eine Vorlage von der Uno. Beachten Sie: Rezepte werden nur für in der Schweiz zugelassene Medikamente akzeptiert.

Vorsicht ist geboten bei Nahrungsmittelergänzungen. Je nachdem zählen sie in der Schweiz zur Klasse der Arzneimittel. In diesem Fall gilt die zulässige Maximalmenge eines Monatsbedarfs. Bei zur Kategorie der Nahrungsmittelergänzungen gehörenden Präparaten sind die Substanzen und erlaubten Mengen in der Verordnung des EDI über Nahrungsergänzungsmittel festgehalten.

Welche Medikamente sind in der Schweiz zugelassen?

Auf der Website www.swissmedicinfo.ch oder auf der Website der unabhängigen HealthCare Management Group mymedi.ch sind die zugelassenen Arzneimittel samt Arzneimittelinformation abrufbar.

Was passiert, wenn ich Medikamente liefern lasse, die in der Schweiz nicht zugelassen sind?

2020 stellte Swissmedic zusammen mit der Eidgenössischen Zollverwaltung 6’733 illegale Arzneimittelimporte sicher. Die Betroffenen kommt das teuer zu stehen. In jedem Fall müssen Sie bei einer Entdeckung den Aufwand der Behörde mit mindestens 300 Franken entschädigen.

Illegale Importe von betäubungsmittelhaltigen Arzneimitteln werden zudem von der Eidgenössischen Zollverwaltung konsequent bei Swissmedic angezeigt und strafrechtlich verfolgt. Mehr Infos zum Arzneimittelimport gibt Swissmedic im Leitfaden «Einfuhr und Ausfuhr von Arzneimitteln durch Privatpersonen».

Zahlt die Krankenkasse bei Medikamentenbestellungen aus dem Ausland?

Die Krankenkasse darf im Ausland gekaufte Medikamente nur vergüten, wenn Sie selbst diese während eines vorübergehenden Auslandsaufenthaltes wegen einer Erkrankung benötigen. Ansonsten gilt das Territorialprinzip: Die Krankenkasse darf aus dem Ausland eingeführte Medikamente nicht zu Lasten der Grundversicherung vergüten und zwar unabhängig davon, wie günstig sie sind und ob sie von einem Arzt verschrieben wurden oder nicht.

Gibt es einschlägig bekannte gefährliche Arzneimittel, die online angeboten werden?

Ein Beispiel sind vermeintlich rein pflanzliche asiatische Schlankheitsmittel, die den chemischen Wirkstoff Sibutramin enthalten, der vor einigen Jahren weltweit wegen schwerer psychischer Nebenwirkungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden vom legalen Markt zurückgezogen wurden.

Versand illegaler und gefälschter Medikamente

Woher werden illegale Medikamente verschickt?

Die illegalen Arzneimittel stammen vor allem aus Indien, China oder europäischen Ländern, in denen sie umgepackt wurden. So wird deren Herkunft verschleiert. Viele beschlagnahmte Dopingsubstanzen etwa werden von Griechenland aus verschickt.

Mache ich mich strafbar, wenn ich mir illegale Medikamente schicken lasse?

Falls Arzneimittelimporte einen Monatsbedarf übersteigen, ist die Einfuhr verboten und die Sendung wird am Zoll festgehalten. Bei wiederholten Verstössen oder dem Import zum Zweck des Wiederverkaufs ist die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den Besteller möglich. Die illegale Einfuhr von Betäubungsmitteln wird immer strafrechtlich verfolgt.

Hier erfahren Sie mehr zu Zollgebühren und zur Rückerstattung von der Mehrwertsteuer.

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