Prämien

Autoversicherung: Das Geschlecht bestimmt den Preis

Die EU verbietet Autoversicherern, unterschiedliche Prämien nach Geschlecht festzulegen. Anders in der Schweiz: Hier zahlen Männer bis zu 4 Prozent mehr als Frauen. Das zeigt eine Analyse des Online-Vergleichsdienstes Comparis.

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Lara Surber

15.03.2022

Viele Versicherer veranschlagen je nach Geschlecht andere Prämien

iStock / chris-mueller

1.Worum geht es?
2.Die wichtigsten Erkenntnisse
3.Das hat uns überrascht
4.Das sagt die Comparis-Expertin

Worum geht es?

Bei der Autoversicherung hinkt die Schweiz in Sachen Gleichstellung hinterher. Die EU hat bereits vor rund 10 Jahren Unisextarife für Versicherungen eingeführt. Demgegenüber schlägt hierzulande das Geschlecht noch immer auf die Prämien: Männer zahlen durchschnittlich 1,3 Prozent höhere Autoversicherungsprämien als Frauen (Männer 1143 Franken; Frauen 1128 Franken). Das zeigt eine Analyse des Online-Vergleichsdienstes Comparis. Ausgewertet wurden die Prämien nach Geschlecht von 12 verschiedenen Anbietern.

Die wichtigsten Erkenntnisse

Ein Blick auf einzelne Anbieter zeigt folgendes Bild: Mit durchschnittlich rund 4 Prozent bezahlen Männer in der Comparis-Analyse bei Postfinance (Produkt: Individual Protection) den höchsten Prämienzuschlag (Männer 1097 Franken vs. Frauen 1053 Franken). Das sind rund 44 Franken im Jahr, die nur aufgrund des Geschlechts bezahlt werden müssen. Einen Aufpreis von durchschnittlich 3 Prozent oder mehr verlangen Elvia (3,5 Prozent; Produkt: Autoversicherung), Axa (3,3 Prozent; Produkt: Strada Basic Plus; 3 Prozent: Strada Compact mit Drive Partner) und Allianz Suisse (3 Prozent; Produkt: Custom). Dann folgen Zurich (2,8 Prozent; Produkt: Optimum; 2,7 Prozent; Produkt Flex), Helvetia (2 Prozent; Produkt Premium) und der Direktversicherer Smile (1 Prozent: Produkt Clever; 1,2 Prozent; Produkt Premium).

In der Comparis-Analyse zeigen sich 2 der 12 untersuchten Anbieter beim Thema Geschlecht neutral: Bei Simpego und Wefox hat das Geschlecht generell keinen Einfluss. Ersterer begründet, dass man bezüglich Schadenskosten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkenne.

Das hat uns überrascht

Comparis hat in ihrer Analyse neben den Anbietern auch verschiedene Altersklassen (23-, 33-, 43-, 53- und 63-jährige Lenker) unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich: Mit einer Differenz von durchschnittlich 3,3 Prozent bezahlen 23-jährige Männer den höchsten Prämienzuschlag gegenüber gleichaltrigen Autofahrerinnen. Diese Differenzen nehmen mit zunehmendem Alter ab. 33-jährige Männer bezahlen rund 1,2 Prozent und 43-jährige rund 1 Prozent mehr als Frauen im gleichen Alter. Erst bei den Ü50-Lenkern (53- und 63-jährig) gibt es keine Unterschiede mehr.

Das sagt die Comparis-Expertin

«Die Höhe der Prämienunterschiede wirkt auf den ersten Blick marginal», sagt Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer. «In Zeiten von Gleichberechtigungsdebatten sind geschlechterbasierte Versicherungsprämien jedoch aus der Zeit gefallen.»

«Versicherer begründen die Prämienzuschläge für Männer mit der Grundlage von statistischen Daten», erklärt Auer. Auf dieser Basis werde das Risiko für die Versicherung kalkuliert. «Ist ein Lenker stets unfallfrei unterwegs, wird er dennoch aufgrund seiner Vergleichsgruppe eingeschätzt und bezahlt möglicherweise eine höhere Prämie.»

«Neben den geschlechterspezifischen Unterschieden zeigt die Analyse auch, dass die Prämien zwischen den Anbietern noch immer stark variieren», ergänzt Auer. «Vergleichen kann sich also unabhängig vom Geschlecht auszahlen.»

Die Expertin hofft auf mehr Gerechtigkeit in Zukunft: «Es ist durchaus möglich, dass das Geschlecht als Tarifierungsfakor in naher Zukunft auch in der Schweiz verschwinden wird.» Gerade im Zeitalter der Digitalisierung verfügten Versicherer über immer mehr und neue Möglichkeiten, das Risiko und somit die Prämien unabhängig vom Geschlecht zu kalkulieren.

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