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Inflation, Deflation, Stagflation: Fragen und Antworten

Benzin, Kaffee und Brot werden immer teurer. Konsumentinnen und Konsumenten können also weniger für ihr Geld kaufen. Verliert das Geld an Wert, spricht man von Inflation. Doch was bedeutet Inflation genau?

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Leo Hug

24.05.2022

Eine Person bezahlt kontaktlos mit der Kreditkarte.

iStock / jiang suying

1.Was ist eine Inflation?
2.Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Deflation?
3.Was bedeutet Stagflation?
4.Befinden wir uns gerade in einer Inflation?
5.Was passiert mit meiner Hypothek bei Inflation?
6.Ist Inflation gut für Kreditnehmende?

1. Was ist eine Inflation?

Inflation meint die Erhöhung der Preise für Waren und Dienstleistungen. Steigen die Preise für gleichwertige Angebote, verringert sich die Kaufkraft des Geldes. Die inflationäre Geldentwertung kann mehrere Ursachen haben:

  • Wächst die Nachfrage nach bestimmten Gütern schneller als die Unternehmen diese liefern, kommt es wegen des Nachfrageüberhangs zu einem Preisanstieg und somit zu Inflation. Unternehmen können auch höhere Preise und damit höhere Gewinne durchsetzen, wenn es im Markt an alternativen Angeboten fehlt.

  • Von einer Kostendruckinflation spricht man, wenn etwa die Preise an den internationalen Rohstoffmärkten steigen. Sie können zum Teil sehr zeitnah auf die Endkunden überwälzt werden (zum Beispiel Benzin- oder Heizölpreise). Bei Lebensmitteln erfolgt die Überwälzung mit einer Verzögerung.

  • Pumpt eine Notenbank (in der Schweiz die Schweizerische Nationalbank SNB) schneller Geld in den Markt, als es das Wachstum der Realwirtschaft erfordert, bläht sich die vorhandene Geldmenge auf. Damit verliert es an Wert. Die SNB kann bei zu schwacher Wirtschaftsentwicklung zusätzlich Geld in den Markt pumpen. Das führt zwar zu Inflation. Es kurbelt aber auch die Nachfrage und damit die Gesamtwirtschaft an. Grund: Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen noch möglichst viel zu tieferen Preisen ein. Und die Unternehmen stecken das Geld in Investitionsgüter, bevor alles teurer wird.

Bei einem Preisanstieg lediglich in einzelnen Bereichen oder aufgrund einer Mehrwertsteuererhöhung spricht man noch nicht von Inflation. Die Messung der Inflation erfolgt mit Hilfe eines Warenkorbes. Er soll die Ausgaben der Haushalte repräsentativ spiegeln.

Die Zusammensetzung dieses Warenkorbes ist aber umstritten. So berücksichtigt der Schweizerische Konsumentenpreisindex (LIK) zwar die Mietpreisentwicklung mit rund 25,5 Prozent. Nicht mit eingeschlossen ist aber die Teuerung der Immobilien. Krankenkassenprämien (ein bedeutender Posten im Haushaltsbudget) und andere Sozialversicherungsprämien sind ebenfalls nicht im Preisindex berücksichtigt.

2. Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Deflation?

Das Gegenteil der Inflation ist die Deflation. Das Preisniveau sinkt und die Kaufkraft steigt. Sie bekommen während der Deflation also mehr für Ihr Geld.

3. Was bedeutet Stagflation?

Die Kombination von unzureichendem Wirtschaftswachstum und Inflation heisst Stagflation. Hinweise auf ein unzureichendes Wirtschaftswachstum sind hohe Arbeitslosigkeit und unausgelastete Produktionskapazitäten. In den westlichen Industriegesellschaften gab es letztmals in den 1970er-Jahren wegen des Ölpreisschocks eine Stagflation.

4. Befinden wir uns gerade in einer Inflation?

Ein bisschen Inflation schmiert das Räderwerk der Wirtschaft. Die Europäische Zentralbank EZB hat sich darum ein Inflationsziel von 2 Prozent gesetzt. Die SNB strebt offiziell eine Inflation unter 2 Prozent an.

Im April 2022 war der schweizerische LIK 2,5 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahresmonat. Die aktuelle Inflation ist also unerwünscht hoch. Zum Vergleich: Im Juli 2008 während der Finanzkrise stieg der Schweizerische Teuerungsindex auf 3,1 Prozent.

Gründe für diese hohen Inflationszahlen sind:

  • Abgebrochene Handelsbeziehungen mit Russland,

  • kriegsbedingt blockierte Rohstofflieferungen aus der Ukraine,

  • weltweite Lieferkettenprobleme

  • sowie ein starker Konsum in den westlichen Industrienationen (aufgestauter Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie).

Wir befinden uns also zurzeit in einer Inflationsphase. Die Schweizerische Nationalbank sieht im aktuell gestiegenen Inflationsindex indes noch keinen Grund zum Einschreiten. Sie rechnet bis Ende 2022 mit einer Abschwächung der Inflationsrate auf rund 1 Prozent.

5. Was passiert mit meiner Hypothek bei Inflation?

Was bedeuten 2 Prozent Inflation für die Bürgerinnen und Bürger? Wer sein Erspartes während 10 Jahren unverzinst aufbewahrt, verliert 21,9 Prozent an Kaufkraft. Aus Sicht der Sparenden kommt Inflation also einer Enteignung gleich.

Umgekehrt verhält es sich bei einem Kredit. Kreditnehmende profitieren von der Inflation. Je länger der Kredit aufgenommen wird, desto besser. Dies gilt insbesondere bei den naturgemäss langfristigen Hypotheken. Bei einer Amortisation nach 20 Jahren hat die Hypothek bei durchschnittlich 2 Prozent Inflation noch einen Realwert von 51,4 Prozent des ursprünglichen Kredites.

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6. Ist Inflation gut für Kreditnehmende?

Grundsätzlich profitieren alle Kreditnehmenden von Inflation – sofern die laufenden Einnahmen reichen, um die Zins- und Amortisationsverpflichtungen zu erfüllen.

Eine zu hohe Inflation kann aber für Personen ohne finanzielle Reserven zur Kreditfalle werden: Bei zu hoher Inflation bremsen die Notenbanken das Wachstum ihrer Volkswirtschaft durch Verknappung des zirkulierenden Geldes.

Das führt zu Restrukturierungen in der Realwirtschaft und damit zu einer vorübergehend höheren Arbeitslosenquote. Verschuldung verbunden mit Stellenverlust kann schnell zu einer Überschuldung führen.

Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 24.05.2022

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