Paarberatung, Paartherapie und Krankenkasse: Kosten und Infos
Bei Beziehungsproblemen setzen viele Betroffene auf Paarberatung oder Paartherapie. Was ist der Unterschied? Was kostet es? Zahlt die Krankenkasse?
27.02.2025
iStock / isayildiz
1. Was sind Paartherapie und Paarberatung?
Bei Paartherapien und Paarberatungen unterstützt Sie eine unabhängige Person bei Beziehungsproblemen. Es gibt aber Unterschiede zwischen Paartherapie und Paarberatung:
Paartherapie: Paartherapie ist ein Angebot innerhalb des Gesundheitswesens. Die Therapie wird von anerkannten Psychotherapeutinnen und -therapeuten durchgeführt. Bei der Paartherapie geht es hauptsächlich um die Suche nach der Ursache für Probleme.
Paarberatung: Paarberatung findet meist ausserhalb des Gesundheitswesens statt. Die Paarberatung hilft hauptsächlich durch Ratschläge und Hilfeleistungen. Die Ursache für Probleme spielt eine untergeordnete Rolle.
Grundsätzlich gilt: Paartherapien und Paarberatungen nehmen Sie nur eine begrenzte Zeit in Anspruch. Dabei gibt die unabhängige Person Ihnen Tipps und leitet Sie an, wie Sie in Zukunft Ihre Probleme selbstständig lösen können. Aber: Therapien laufen oft länger als Beratungen.
2. Werden Kosten für Paarberatung und Paartherapie von der Krankenkasse übernommen?
Grundsätzlich gilt per Juli 2022 das sogenannte Anordnungsmodell. Psychotherapie fällt unter die Grundversicherung, sofern sie auf Anordnung einer Ärztin oder eines Arztes erfolgt. Es muss ausserdem eine psychische Krankheit vorliegen.
Damit die Grundversicherung die Therapie übernimmt, müssen beide Voraussetzungen erfüllt sein. Das heisst: Suchen Sie nur Hilfe zur Bewältigung Ihrer Beziehungskrise, zahlt die Grundversicherung nicht.
Paarberatung müssen Sie in jedem Fall selbst zahlen. Grund- und Zusatzversicherung übernehmen sie nicht.
Kostenübernahme durch die Zusatzversicherung
Ist die Fachperson nicht für die Abrechnung über die Grundversicherung zugelassen, zahlt allenfalls Ihre Zusatzversicherung. Klären Sie das vor Therapiebeginn mit Ihrer Krankenkasse.
3. Wie viel kostet eine Paartherapie?
Kosten der Paartherapie bei Abrechnung über die Grundversicherung
Paartherapie-Kosten werden meist wie normale Psychotherapien pro Sitzung verrechnet. Gemäss Tarifvertrag der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) gilt dabei ein Minutenpreis von 2.58 Franken. Das sind 154.80 Franken pro Stunde.
Pro Sitzung darf die Therapeutin oder der Therapeut dabei maximal 105 Minuten abrechnen – also 270.90 Franken. Vor- und Nachbereitung sind im Preis inbegriffen. Aber: Weitere Dienstleistungen rechnet die Fachperson allenfalls separat ab.
Kosten für Selbstzahlende
Bei selbstzahlenden Personen müssen sich die Praxen nicht nach dem Tarifvertrag richten. Das heisst: Die Kosten können höher liegen als bei der Abrechnung über die Krankenkasse. Dabei legen Therapeutinnen und Berater die Höhe des Preises selbst fest. Das gilt auch für die Paarberatung.
4. Wann ist eine Paartherapie oder eine Paarberatung sinnvoll?
Eine Paartherapie oder Paarberatung ist hilfreich, wenn Sie Probleme in Ihrer Beziehung feststellen. Beispiele für Themen für eine Paarberatung oder Paartherapie sind:
Eskalierende Konflikte und Krisen, bei denen Sie keinen gemeinsamen konstruktiven Lösungsweg finden.
Belastende Lebenssituationen, die sich auf die Beziehung auswirken. Dazu zählen etwa berufliche Probleme oder ein Umzug.
Untreue innerhalb der Partnerschaft
Emotionale Entfernung
Suchen Sie am besten schon Hilfe, bevor die Probleme sich verfestigen. Ansonsten wird die Beziehung durch negative Erlebnisse brüchig.
Wann lohnen sich Paartherapie oder Paarberatung nicht?
Wichtig für den Erfolg einer Paartherapie oder Paarberatung ist, dass sich beide Parteien darauf einlassen. Denn: Sie müssen auch ausserhalb der Beratung an sich arbeiten. Dafür bekommen Sie oft während der Sitzungen Tipps.
Ausserdem müssen Sie gewillt sein, auch über unangenehme Themen zu reden. Das heisst: Erklärt sich Ihre Partnerin oder Ihr Partner nicht dazu bereit, lohnen sich die Sitzungen unter Umständen nicht.
Bei körperlicher Gewalt hilft eine Paarberatung oder Paartherapie meist nicht. Denn: Bei körperlicher Gewalt spielen oft Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse eine Rolle. Paarberatungen und Paartherapien setzen eine gleichgestellte Beziehung und gemeinsame Ziele voraus.
Eine Ausnahme bildet die situative Gewalt. Dabei gibt es kein Machtgefälle oder Kontrollverhalten in der Beziehung. Die Gewalt ist in dem Fall in einer Streitsituation eine Kompensation fehlender kommunikativer Fähigkeiten.
5. Wie finde ich eine gute Paartherapie?
Fragen Sie bei befreundeten und bekannten Personen nach Empfehlungen – das gilt auch für die Paarberatung. Allenfalls kann Ihnen auch Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt eine Psychotherapie-Praxis für eine Paartherapie empfehlen.
Bei der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen können Sie eine Fachperson finden: Sie bietet auf ihrer Website eine Suchmaschine für anerkannte Psychologinnen und Psychologen.
Achten Sie auf die Berufsbezeichnung
Wichtig: «Paarberaterin», «Paartherapeut» und «Beziehungscoach» sind keine geschützten Berufe. Prüfen Sie deshalb die Qualifikationen und Zertifikate der Fachperson.
Der Beruf «Psychotherapeutin» oder «Psychotherapeut» ist hingegen geschützt (Art. 6 PsyV). Die Fachpersonen haben ein Psychologie-Studium sowie eine zusätzliche Ausbildung in Psychotherapie (Art. 4 und Art. 8 PsyG). Sie sind ausserdem im Psychologieberuferegister eingetragen. Selbstständige Therapeutinnen und Therapeuten haben eine kantonale Berufsausübungsbewilligung.
Eine gute Beziehung zur Therapeutin oder zum Berater kann den Erfolg der Therapie entscheidend beeinflussen. Deswegen ist es wichtig, dass Sie sich wohlfühlen.
Vereinbaren Sie am besten erst eine Probesitzung, bevor Sie weitere Termine machen. So können Sie herausfinden, ob Sie gut mit der Fachperson arbeiten können. Fühlen Sie sich unwohl, sollten Sie sich eine andere Praxis suchen.
6. Wie lange dauert eine Paartherapie?
Die Dauer der professionellen Hilfe ist abhängig von
der Art des Verfahrens,
dem Anliegen und
der Ausgangslage des Paares.
Je nach Situation können schon vier bis fünf Sitzungen reichen. Andere Situationen erfordern 15 und mehr Sitzungen. Eine Sitzung dauert meist zwischen 60 und 120 Minuten.
Den zeitlichen Abstand zwischen den Sitzungen können Sie meist individuell festlegen. Häufig wird ein Abstand von zwei bis vier Wochen vereinbart.
7. Wie erfolgreich ist eine Paartherapie oder Paarberatung?
Je nach Studie spüren bis zu 70 Prozent der Paare eine Verbesserung der Beziehung nach der Therapie oder Beratung. Allerdings hält dieser Effekt nicht immer langfristig. Nach fünf Jahren reden nur noch 40 Prozent der Paare von einer Verbesserung.
Gut zu wissen: In manchen Fällen kann auch eine Trennung ein Erfolg der Paartherapie sein.
8. Wie ist bei Paarberatung und Paartherapie der Ablauf?
Der genaue Ablauf der Paartherapie oder der Paarberatung hängt ab von
der beratenden Person,
der Therapiemethode und
den Zielen des Paares.
Im Normalfall ist die erste Stunde dem gegenseitigen Kennenlernen gewidmet. Sie besprechen ausserdem Ihre Probleme und Ziele für die Therapie oder Beratung. Die Ergebnisse der ersten Sitzung entscheiden dann meist über den weiteren Ablauf. Je nach Fachperson arbeiten Sie gemeinsam an den Problemen in Ihrer Beziehung.
Zwischen den Therapiesitzungen bekommen Sie allenfalls «Hausaufgaben». Dadurch üben Sie die Lösungsansätze auch im Alltag, um sie zur Gewohnheit zu machen.
Kann ich eine Paartherapie online machen?
Es gibt verschiedene Angebote für eine Online-Paartherapie oder -Paarberatung. Erkundigen Sie sich in Ihrer Praxis, ob es auch ein Online-Angebot gibt.
Die Universität Zürich bietet ein Online-Training für Paare an. Das Training fördert die Kommunikation und Unterstützung innerhalb der Partnerschaft. Wichtig: Bei einer akuten Krise eignet sich das Online-Training nicht.
Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 17.02.2022
