Burnout: Anzeichen, Ursachen und Hilfe

Ein Burnout geht mit dem Gefühl tiefer Erschöpfung einher. Es kann zu Depressionen und Angststörungen führen. Erkennen Sie die Anzeichen und lernen Sie mehr über die Ursachen.

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Julia Strachowitz

20.09.2022

Viele Menschen

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1.Was ist ein Burnout?
2.Ist Burnout eine psychische Erkrankung?
3.Burnout: Anzeichen und Symptome
4.Ursachen und Risikofaktoren
5.Prävention von Burnout
6.Burnout-Behandlung
7.Wo finde ich Hilfe bei Burnout?

1. Was ist ein Burnout?

Ein Burnout ist gekennzeichnet durch tiefe emotionale Erschöpfung. Meist führen arbeitsbezogene Faktoren zu Stress und Überforderung. Betroffene haben das Gefühl, ausserhalb des eigenen Körpers und der eigenen Gedanken zu stehen.

Betroffene haben Probleme, ihren Lebensalltag zu meistern. Das Leistungsvermögen ist stark reduziert. Stress hält über Wochen und Monate an und nimmt auch nach Erholungszeiten nicht ab.

Burnout gilt als Risikofaktor für weitere Erkrankungen. Depressionen, Angststörungen und Sucht können damit einhergehen.

2. Ist Burnout eine psychische Erkrankung?

Viele Jahre war das Burnout in Handbüchern für psychische Erkrankungen nicht definiert.

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung findet alle fünf Jahre statt. Darin wird der Gesundheitszustand der Schweizerinnen und Schweizer ab 15 Jahre erhoben. In der letzten Befragung von 2017 gaben 21 Prozent der Befragten an, am Arbeitsplatz sehr häufig unter Stress zu leiden. Die Hälfte davon (10,5 Prozent) litt unter emotionaler Erschöpfung.

Die Zahlen steigen seit Jahren weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat darauf reagiert. Im Jahr 2022 wurde das Burnout erstmals in die medizinische Klassifikationsliste für Krankheiten und Gesundheitsprobleme (genannt International Stastistical Classification of Diseases and Related Health Problems; ICD) aufgenommen.

Das Burnout ist nicht als eigenständiger Krankheitsbegriff definiert. Es ist als sogenannte «qualifizierende Diagnose» aufgeführt, die zusätzlich zu einer Krankheitsdiagnose erstellt wird.

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3. Burnout: Anzeichen und Symptome

Das Gefühl, völlig «ausgebrannt» zu sein, hat viele Facetten.

Die vier Hauptmerkmale des Burnouts sind:

  1. Erschöpfung: Das Gefühl, körperlich und emotional dauerhaft entkräftet zu sein

  2. Zynismus: Eine gleichgültige Einstellung im Beruf im Gegensatz zur früheren Leidenschaft

  3. Ineffektivität: Das Gefühl, beruflich und privat zu versagen, und der Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten

  4. Ohnmacht: Das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht

Ein Burnout verläuft in verschiedenen Phasen. Die zwölf Stufen nach Freudenberger und North stellen anschaulich dar, in welchen Zuständen Betroffene ein Burnout erleben können.

Übersteigerter Ehrgeiz und Perfektionismus – Betroffene möchten ihre Aufgaben besonders gut machen und haben Angst davor, nicht mehr als 100 Prozent Einsatz zu geben.

Mehr Einsatz – das Gefühl aus Phase 1 verstärkt sich, Aufgaben werden besonders schnell erledigt und können nicht an andere abgegeben werden.

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse – Betroffene empfinden den Stress als normal, soziale Bedürfnisse werden weniger wichtig, Arbeit wird dem Treffen mit Freunden vorgezogen.

Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen – Schlafmangel, Beziehungsprobleme und ein sich sorgendes Umfeld werden ignoriert. Fehler passieren und die Konzentration nimmt ab.

Umdeutung von Werten – Personen und Aktivitäten, die früher wichtig waren, treten hinter der Arbeit zurück. Betroffene stumpfen ab und werden hart.

Verleugnung der Probleme – Betroffene ziehen sich zurück und reagieren zynisch und verbittert auf ihre Umwelt. Die Leistung nimmt deutlich ab und körperliche Beschwerden verstärken sich.

Rückzug – Partner, Freunde und Familie werden als Belastung erlebt. Die Kritikfähigkeit nimmt ab und die Hoffnungslosigkeit zu. Es folgt nur noch Dienst nach Vorschrift.

Verhaltensveränderung – Betroffenen wird alles egal. Das Umfeld wird als feindlich erlebt. Alles ist ein Angriff. Jede neue Anforderung wird als Belastung empfunden.

Entfremdung von sich selbst – Betroffene haben das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein. Sie «funktionieren» nur noch. Das Leben wird als sinnlos wahrgenommen. Die eigene Gesundheit wird vernachlässigt.

Innere Leere – die Phase ist gekennzeichnet durch starke Gefühle der Erschöpfung, Angst und Nutzlosigkeit. Auch Phobien und Panikattacken können auftreten.

Depression – Betroffene erleben tiefe Verzweiflung, Selbsthass und Erschöpfung. Selbstmordgedanken können auftreten.

Völlige Erschöpfung – in dieser Phase kommt es zum Zusammenbruch von Körper und Seele. Es handelt sich um einen Notfall und Betroffene müssen schnell Hilfe erhalten.

4. Ursachen und Risikofaktoren

Gewisse Faktoren am Arbeitsplatz und zu Hause können das Risiko für ein Burnout erhöhen.

Zur Entwicklung eines Burnouts können folgende Umstände beitragen:

  • Arbeitsüberlastung und hoher Zeitdruck

  • Unerreichbare und unrealistische Ziele (von aussen oder selbst gesetzt)

  • Wenig Kontrolle über Arbeitsabläufe und Aufgaben

  • Fehlende Wertschätzung durch Lob, Lohn oder Weiterbildung

  • Mangel an Gemeinschaft und Zusammenhalt

  • Mangel an Fairness

  • Wertekonflikte, Aufgaben, für die man nicht «einstehen» kann

  • Unscharfe Grenze zwischen Beruf und Privatleben, z. B. ständige Erreichbarkeit

5. Prävention von Burnout

Ein Burnout kann viele Menschen treffen. Stress entsteht, wenn die Anforderungen am Arbeitsplatz oder Privatleben nicht mehr erreichbar scheinen. Verschiedene Faktoren können vor der Entstehung eines Burnouts oder vor einem Rückfall schützen:

  • Sorgen Sie für einen regelmässigen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung

  • Überprüfen und korrigieren Sie unrealistische Ziele

  • Belohnen Sie sich selbst für Leistungen und begegnen Sie sich mit Wertschätzung für alles, was Sie erreicht haben

  • Trennen Sie Berufs- und Privatleben und verzichten Sie auf ständige Erreichbarkeit via Laptop oder Telefon

  • Nehmen Sie Ihre Bedürfnisse (z. B. nach Erholung, Schlaf, guter Ernährung) ernst

  • Sprechen Sie Ihren Vorgesetzten direkt an, wenn die Arbeitslast zu gross wird, und fordern Sie Unterstützung ein

  • Tauschen Sie sich mit anderen Menschen aus, sprechen Sie über Ihre Probleme und nehmen Sie Hilfsangebote an

  • Begegnen Sie Ihren Emotionen mit Respekt und fragen Sie sich z. B. «Was will mir die Erschöpfung sagen?», statt sie zu verdrängen

6. Burnout-Behandlung

Burnout bedarf einer professionellen Behandlung. Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen helfen Betroffenen mit verschiedenen Therapien.

Psychotherapie: Neben äusseren Faktoren wie Arbeit und Beziehungen können innere Faktoren ins Burnout führen. Erlernte Muster, Gedanken und Ansprüche an sich selbst können sich negativ auf den Umgang mit Stress auswirken. Wer nie gelernt hat, Grenzen zu setzen, gerät schneller wieder in überfordernde Situationen. Deshalb ist die Arbeit an psychologischen Faktoren ein wichtiger Schritt, um langfristig den Weg aus dem Burnout zu finden.

Die Psychotherapie bietet eine Vielzahl an Methoden, die Betroffene unterstützen:

  • Verhaltenstherapie: Vorstellungen und Verhaltensmuster auflösen, «innere Antreiber» erkennen und hinterfragen

  • Tiefenpsychologische Verfahren: Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls, Ursachen für Minderwertigkeitsgefühle erkennen und behandeln

  • Körpertherapie: Den Zugang zum eigenen Körper und Emotionen erlernen, damit Warnsignale frühzeitig wahrgenommen werden können

Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten von Psychotherapie.

Burnout-Klinik: Je nach Phase des Burnouts ist eine stationäre Behandlung notwendig. Betroffene erhalten in speziellen Kliniken verschiedene Hilfsangebote. Der Therapieplan wird auf jede Person einzeln abgestimmt.

Medikamente: Befindet sich eine Person in einer späten Phase des Burnouts mit depressiven Symptomen, kann der Einsatz von Antidepressiva sinnvoll sein. Medikamente werden in der Regel nur zusätzlich zur Psychotherapie verschrieben.

7. Wo finde ich Hilfe bei Burnout?

Die Dargebotene Hand bietet anonym und kostenlos sofortige Hilfe bei psychischen Problemen. Unter der Telefonnummer 143 sind Fachpersonen 24 Stunden erreichbar.

Ausgebildete Fachpersonen wie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Psychiater und Psychiaterinnen unterstützen Betroffene kurz- und langfristig im Umgang mit Burnout. Kontaktieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, um eine Überweisung an eine Fachperson zu erhalten. Suchen Sie nach einer psychotherapeutischen oder psychiatrischen Praxis in Ihrer Nähe.

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