Borderline-Störung: Ursachen und Hilfe

Der Alltag mit Borderline ist herausfordernd. Instabile Beziehungen, nicht kontrollierbare Emotionen und die ständige Angst, verlassen zu werden. Erfahren Sie mehr über Symptome, Ursachen und Diagnose der Erkrankung

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Julia Strachowitz

20.09.2022

Schuhe auf Strasse

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1.Was ist eine Persönlichkeitsstörung?
2.Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?
3.Welche Symptome zeigen Betroffene?
4.Welche Ursachen hat Borderline?
5.Wie wird Borderline diagnostiziert?
6.Wie wird die Borderline behandelt?
7.Verlauf der Krankheit
8.Wo finde ich Hilfe im Umgang mit Borderline?

1. Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

Es gibt verschiedene Arten von Persönlichkeitsstörungen. Diese treten gewöhnlich erstmals in der Jugend oder im Erwachsenenalter auf. Gemäss Schätzungen sind 5 bis 10 Prozent der weltweiten Bevölkerung davon betroffen. Frauen erkranken häufiger als Männer.

Eine Persönlichkeitsstörung ist ein abweichendes Muster der Wahrnehmung, des Denkens oder Verhaltens. Solche Muster können Betroffene stark im Alltag einschränken und grosses Leid verursachen.

Persönlichkeitsstörungen lassen sich in drei Kategorien einordnen. Das Verhalten der Betroffenen erscheint

  • sonderbar oder exzentrisch (z. B. paranoid, schizoid)

  • dramatisch oder affektregulationsgestört (z. B. Borderline, narzisstisch)

  • ängstlich oder furchtsam (z. B. abhängig, zwanghaft)

2. Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Wer unter einer Borderline-Störung leidet, erlebt Beziehungen intensiver und instabiler als gesunde Menschen. Betroffene haben grosse Angst davor, verlassen zu werden. Häufig haben Erkrankte Schwierigkeiten, mit ihrer Wut umzugehen. Auch andere Emotionen wie Angst, Leere oder Einsamkeit können nicht gut kontrolliert werden.

Das Verhalten ist sehr impulsiv. Drogenmissbrauch oder Selbstmordversuche können auftreten. Die Fähigkeit, zu vertrauen, ist eingeschränkt.

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3. Welche Symptome zeigen Betroffene?

Die Borderline-Krankheit ist von emotionaler Instabilität geprägt. Betroffene haben Mühe, ihre häufig wechselnden Gefühle zu kontrollieren.

Folgende Symptome können auftreten:

  • Häufig wechselnde und intensive Gefühle

  • Dramatische Beziehungen und Trennungen

  • Wiederholte traumatische Erfahrungen

  • Selbstverletzungen und Selbstmordversuche

  • Sucht (z. B. Alkohol, Drogen) und Essstörungen

4. Welche Ursachen hat Borderline?

Psychische Störungen haben häufig zwei Komponenten als Ursache: Vererbung (Gene) und Umwelteinflüsse (z. B. Misshandlungen in der Kindheit). Die Borderline-Störung kann vererbt werden. Wer einen Vater oder eine Mutter mit Borderline-Störung hat, trägt ein fünffach höheres Risiko, auch zu erkranken.

Viele Erkrankte wurden in der Kindheit körperlich oder sexuell misshandelt. Stress in der frühen Kindheit kann zur Borderline-Störung führen.

Nicht alle Menschen, die ein frühkindliches Trauma erleben, erkranken. Wer jedoch von Eltern und Bindungspersonen vernachlässigt wird, erlebt grosse Unsicherheit. Dieser Vertrauensverlust kann zu Borderline-Symptomen beitragen.

5. Wie wird Borderline diagnostiziert?

Psychische Erkrankungen werden mithilfe eines Handbuchs diagnostiziert. Im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (kurz DSM) sind alle psychischen Erkrankungen genau beschrieben.

Wenn mindestens fünf der folgenden Handlungen von Betroffenen gezeigt werden, lässt sich eine Borderline-Störung feststellen:

  • Verzweifelte Versuche, nicht verlassen zu werden

  • Instabile und intensive Beziehungen, Partner werden idealisiert oder abgewertet

  • Selbstbild und Ansichten wechseln häufig

  • Risikoreiches Verhalten (z. B. zu schnelles Autofahren)

  • Selbstmordgedanken und -versuche

  • Dauerhafte innere Leere

  • Probleme, die eigene Wut zu kontrollieren

  • Paranoide Gedanken oder das Gefühl der Unwirklichkeit

Nur Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dürfen eine psychische Erkrankung diagnostizieren. Hierbei werden Gespräche mit Betroffenen geführt. Auch Angehörige können befragt werden.

6. Wie wird die Borderline behandelt?

Borderline wird mithilfe von Psychotherapie behandelt. Die Therapie hilft Erkrankten, in Kontakt mit sich selbst zu kommen und ihrem Leben wieder Stabilität zu geben.

Da die Störung tief in der Persönlichkeit verankert ist, kann die Behandlung sehr lange dauern. Häufig werden Betroffene ambulant behandelt. Sie besuchen z. B. wöchentlich eine Psychotherapie-Praxis.

In den letzten Jahren wurden spezielle Methoden entwickelt, um die Borderline-Störung zu behandeln. Dazu gehören unter anderem die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT), die Schematherapie, die mentalisierungsbasierte Therapie und die übertragungsfokussierte Therapie. Je nach Therapiephase und Symptomen kommen zahlreiche weitere Therapieverfahren zur Anwendung. Lernen Sie mehr über die verschiedenen Arten von Psychotherapie.

7. Verlauf der Krankheit

Viele Borderliner haben langfristig Probleme, einen stabilen Alltag und Beziehungen zu führen. In den letzten Jahren wurden viele neue Therapien entwickelt, die den Behandlungserfolg erhöhen. Auch das Alter spielt eine Rolle. Je älter Erkrankte werden, desto geringer wird ihre Impulsivität.

Es ist wichtig, frühe Anzeichen einer Erkrankung ernst zu nehmen. Je eher Betroffene Hilfe finden, desto grösser ist der Behandlungserfolg.

8. Wo finde ich Hilfe im Umgang mit Borderline?

Unter Selbsthilfe Schweiz finden Sie verschiedene Gruppen für Betroffene und Angehörige zum Thema Borderline in der ganzen Schweiz.

Die Zürcher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ZGPP bietet eine Therapievermittlung an. Auf der Website kann nach Region, Therapieangebot, Sprache und freien Therapieplätzen gesucht werden.

Quellen:

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