Paartherapie – Was Sie wissen müssen
In der Schweiz enden zwei von fünf Ehen in einer Scheidung. Die Paartherapie hilft einen Bruch zu verhindern. Wie funktioniert sie und was sind die Kosten? Comparis klärt auf.
In einer Paartherapie finden Menschen Raum und Zeit, sich konstruktiv mit ihrer Beziehung und ihren gemeinsamen Problemen auseinanderzusetzen.
1. Was ist eine Paartherapie?
Eine Paarberatung ist eine gemeinsame Behandlung für Paare mit Schwierigkeiten in der Partnerschaft. Typische Kommunikationsmuster des Paares sollen dabei festgestellt und die Interaktion verbessert werden.
Ein Therapeut oder eine Therapeutin behandelt das Paar in gemeinsamen Sitzungen. Der gegenseitige Umgang wird analysiert. Die schädlichen Muster beim Umgang miteinander werden aufgedeckt. Eine funktionierende Kommunikation ist für eine Partnerschaft genauso wichtig wie Vertrauen und Akzeptanz.
Paartherapie wird häufig auch als Paarberatung bezeichnet. Die Paartherapie wird allerdings meist in der Praxis eines Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin durchgeführt. Die Paarberatung findet demgegenüber häufig in institutionellen Beratungsstellen statt.
2. Wie läuft eine Paarherapie ab?
In der Regel handelt es sich um ein moderiertes Gespräch zwischen (Psycho-)Therapeut oder (Psycho-)Therapeutin und beiden Partnern. Zu Beginn werden die Ziele des Paares geklärt. Danach werden die bestehenden Konflikte untersucht.
Die Therapieperson nimmt dabei eine neutrale Rolle ein. Je nach Verfahren werden die Vergangenheit, das gegenwärtige Verhalten oder das emotionale Erleben untersucht. Danach kann gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden.
Der Fokus wird von Schwierigkeiten auf die Stärken und positiven Eigenschaften gelenkt. Lösungsmöglichkeiten werden entworfen und getestet. Zwischen den Therapiesitzungen kann das Paar «Hausaufgaben» erhalten. Die erarbeiteten Lösungswege werden zwischen den Sitzungen im Alltag erprobt und in den nachfolgenden Sitzungen besprochen.
3. Welche Arten von Paartherapie gibt es?
In der Paartherapie werden 4 Verfahren angewandt.
Bei der psychodynamischen Therapie liegt der Fokus auf der persönlichen Vergangenheit jedes einzelnen Partners. Wie stehen aktuelle Konflikte in der Beziehung in Zusammenhang mit der eigenen Kindheit? Wurden Lebensthemen und Grundkonflikte aus der Familiengeschichte in die heutige Zeit übertragen? Es geht darum, unbewusste Konflikte und Unausgesprochenes zum Vorschein zu bringen.
Die verhaltenstherapeutische Paartherapie setzt stärker auf das aktuelle Verhalten des Paares. Störendes Verhalten soll erkannt und durch funktionale Strukturen ersetzt werden. Mit Übungen gelingt es dem Paar, neue positive Erfahrungen miteinander zu machen. Neue Interaktionsmuster und Erfahrungen werden gestärkt und alte negative Muster können so ersetzt werden.
Die systemische Paartherapie versteht Beziehungen als Systeme mit gewissen Regeln. Diese Regeln können zugunsten der Beziehung verändert werden. Systemische Therapeutinnen und Therapeuten verstehen die Entstehung von Problemen als Ergebnis davon, wie das Paar miteinander umgeht. Der gegenseitige Umgang wird analysiert und verändert.
Die emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) stellt Emotionen in den Vordergrund. EFT basiert auf der Annahme, dass Emotionen der Motor all unserer Aktivitäten sind. In der Therapie wird hier deshalb vor allem an der emotionalen Sicherheit und Verbundenheit des Paares gearbeitet.
4. Wann ist eine Paartherapie sinnvoll?
Folgende Probleme können in einer Therapie behandelt werden:
Eskalierende Konflikte und Krisen, die einen konstruktiven Lösungsweg verhindern
Belastende Lebenssituationen, die sich auf die Beziehung auswirken (z.B. berufliche Probleme, Umzug, Auszug der Kinder)
Untreue eines Partners oder Partnerin oder von beiden
Psychische oder körperliche Erkrankungen eines Partners oder Partnerin, welche die Beziehung stark belasten
Emotionale Entfernung
5. Wie erfolgreich ist eine Paarberatung?
Die Therapie ist bei Behandlungen von Problemen in der Partnerschaft *wirkungsvoller als die Behandlung eines einzelnen Partners. **Paare, die gemeinsam an der Beziehung arbeiten, haben zudem tiefere Trennungs- und Scheidungsraten. Mehr als 70 Prozent der Paare geben eine bedeutende Verbesserung ihrer Beziehung nach einer Therapie an. Allerdings hält dieser Effekt nicht langfristig. Nach fünf Jahren lässt sich die Verbesserung nur noch bei 40 Prozent der Paare nachweisen.
6. Wie lange dauert eine Paartherapie?
Professionelle Hilfe ist abhängig von der Art des Verfahrens sowie vom Anliegen und der Ausgangslage des Paares. Eine Sitzung dauert in der Regel 60 oder 90 Minuten.
Wenn Sie eine emotionsfokussierte Behandlung in Anspruch nehmen, müssen Sie typischerweise mit 8 bis 20 Sitzungen rechnen. Am häufigsten sind 15 Sitzungen.
Für alle Verfahren gilt: Nach den ersten 5 Sitzungen sollten sich erste Veränderungen einstellen. Der zeitliche Abstand zwischen den Sitzungen kann individuell festgelegt werden. Häufig wird ein Abstand von zwei bis vier Wochen vereinbart.
7. Wie viel kostet eine Paartherapie?
Paartherapie-Kosten werden pro Sitzung verrechnet. Freie psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die selbstständig arbeiten und nicht bei einem Psychiater oder einer Psychiaterin angestellt sind, richten sich meist nach der Empfehlung des Fachverbandes FSP. Diese liegt bei 160 bis 180 Franken pro Stunde.
In der Paartherapie ist der Stundensatz in der Regel etwas höher. Die Sitzung einer Eheberatung umfasst häufig 90 Minuten, da 2 Personen anwesend sind. In bestimmten Fällen kann es hilfreich sein, Einzelsitzungen zu vereinbaren. Bei einer Anzahl von 10 Sitzungen mit jeweils 90-minütiger Länge zu einem Stundensatz von 160 Franken betragen die Gesamtkosten für eine Paartherapie 2’400 Franken. Der Preis ist abhängig von Standort, Ausbildung und Erfahrung des Therapeuten oder der Therapeutin.
8. Wird eine Paartherapie von der Krankenkasse übernommen?
Per Juli 2022 gilt eine Neuregelung, das sogenannte Anordnungsmodell. Psychotherapie wird von der Grundversicherung bezahlt, sofern sie auf Anordnung eines Arztes erfolgt.
9. Wie finde ich eine seriöse Paartherapie?
«Paartherapeut» ist kein geschützter Beruf. Deshalb ist es wichtig, die Qualifikationen eines Anbieters zu prüfen.
Der Beruf «Psychotherapeut» ist demgegenüber geschützt. Die Fachleute haben ein Psychologie-Studium sowie eine mehrjährige Ausbildung in der Psychotherapie durchlaufen. Viele Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bieten auch Eheberatung an.
Für eine seriöse Behandlung sollte der Anbieter mindestens ein Studium in Psychologie oder Sozialarbeit mit Zusatzqualifikationen in Paartherapie vorweisen können. In der Paartherapie werden sensible Themen behandelt.
Quellen
*Christensen et al., 2006.
Gerrig, R. J. & Zimbardo, P. G. (2016). Psychologie (20. Auflage). Hallbergmoos: Pearson.
**Roesler, C. (2019). Die Wirksamkeit von Paartherapie. Familiendynamik.
