Wie gehen pflegende Angehörige mit der Belastung um?

Familienmitglieder oder Partner zu pflegen, kann schnell überfordern. Lesen Sie, wie Sie pflegebedingten Stress erkennen, vermeiden und bewältigen können.

03.05.2019

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Wie kann ich mit der Belastung durch die Pflege Angehöriger umgehen?

iStock / Ridofranz

Die Pflege und Betreuung von Angehörigen ist belastend. Besonders wenn die Pflegesituation über längere Zeit anhält, leiden Pflegende unter Müdigkeit und körperlichen oder psychischen Beschwerden. Erfahren Sie hier, wie Sie zu neuer Kraft kommen.

1.Pflegekenntnisse erwerben
2.Emotionale Belastung nicht unterschätzen
3.Bin ich mit der Pflege eines Angehörigen überlastet und gestresst?
4.Tipps zur Stressbewältigung – sich eine Auszeit nehmen
5.Holen Sie Hilfe
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Vier Fünftel von pflegenden Angehörigen fühlen sich niedergeschlagen, angespannt und nervös. Die Pflege von Bekannten und Verwandten ist für die meisten eine neue und herausfordernde Aufgabe. Deshalb sind viele Personen auf Dauer überfordert. Gleichzeitig fühlen sich Angehörige oft verpflichtet, ihre Eltern oder Partner zu pflegen.

Pflegekenntnisse erwerben

Wollen Sie als Laie ihre Angehörigen ohne körperliche Beschwerden pflegen? Dann gilt es in einem ersten Schritt, sich fehlendes Pflegewissen anzueignen. Auch wenn es Ihnen schwer fällt – gehen Sie auf professionelle Pflegepersonen, etwa von der Pro Senectute oder der Spitex, zu und fragen Sie Wissen ab. Diese Organisationen geben auch gerne einmalig Auskunft. Nicht nur Sie müssen sich bewusst werden, dass Sie als pflegende Angehörige Hilfe brauchen. Auch die Pflegebedürftigen müssen akzeptieren, dass nicht alles innerhalb der Familie gelöst werden kann.

Gleichzeitig fallen in einer Pflegesituation viele organisatorische Aufgaben an. Als pflegende Person müssen Sie nicht nur Ihre Zeit neu einteilen. Sie müssen sich auch um administrative Aufgaben kümmern wie finanzielle Hilfsangebote für Pflegebedürftige. Dadurch können die eigenen Bedürfnisse oder die Partnerschaft und die eigene Familie zu kurz kommen.

Emotionale Belastung nicht unterschätzen

Nicht zu unterschätzen ist die emotionale Belastung. In der Pflegesituation ändert sich die jahrzehntelange familiäre Beziehung. Als Sohn, Tochter oder Partner werden Sie zur Betreuungsperson. Ungelöste Konflikte können durch die neue Enge der Beziehung wieder aufflackern. Ausserdem fällt es oft auch den Pflegebedürftigen schwer, sich betreuen zu lassen. Ablehnendes Verhalten und Aggressionen sind normal. Erschwerend ist die Situation, wenn aufgrund einer Demenzerkrankung die pflegebedürftige Person ihre Persönlichkeit verändert.

Bin ich mit der Pflege eines Angehörigen überlastet und gestresst?

Die Grenze der Belastung verläuft bei jeder Person unterschiedlich und ist von der Beziehung zur pflegebedürftigen Person abhängig. Folgende Punkte können Warnsignale für Ihre eigene zunehmende körperliche und seelische Erschöpfung sein:

  • Energiemangel, Schwächegefühl und chronische Müdigkeit

  • Das Gefühl, dass einem alles zu viel ist

  • Nervosität, innere Unruhe

  • Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Gefühl innerer Leere und Gefühlslosigkeit

  • Gereiztheit, Ärger, Angstgefühle, Schuldzuweisungen

  • Keine Lust auf Kontakte mit anderen Menschen

  • Schlafstörungen

  • Magen-Darm-Beschwerden

  • Kopf-/Rückenschmerzen

  • Geschwächte Abwehrkräfte, häufige Infekte

Tipps zur Stressbewältigung – sich eine Auszeit nehmen

Trifft einer oder mehrere dieser Punkte auf Sie zu? Gestehen Sie sich Ruhe zu. Oft genügt es, wenn eine andere Person die Pflege für einen Tag übernimmt. Nehmen Sie sich in der Pause bewusst Zeit für sich selbst.

Bewegen Sie sich – am besten draussen in der Natur. Machen Sie einen Spaziergang. Treiben Sie Sport. Das lenkt Ihre Gedanken ab und Ihr Körper schüttet Glückshormone aus.

Machen Sie Atemübungen. Atmen Sie tief ein und lassen Sie die Luft langsam wieder ausströmen. Das verschafft Ihnen auch in emotional aufgeladenen Situationen Beruhigung.

Schreiben Sie sich die Belastung von der Seele. Schütten Sie Ihr Herz Ihrer besten Freundin oder Ihrem besten Freund aus. Über die Situation zu reden hilft, sie zu akzeptieren.

Holen Sie Hilfe

Holen Sie Sich Unterstützung. Sei das psychologische Unterstützung für Sie selbst, professionelle Pflege oder Betreuungsdienste, Freunde oder Nachbarn, die zwischendurch einspringen oder Fachkräfte, die Sie bezüglich der Hilfsmittel für die Pflege beraten. Je nach Ausgangslage können Sie auch finanzielle Unterstützung beantragen.

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