Kindersitze: So ist Ihr Nachwuchs im Auto sicher
Das Verletzungsrisiko bei einem Autounfall ist für ungesicherte Kinder dreimal höher im Vergleich zu entsprechend gesicherten Kindern. Bei Comparis finden Sie alles Wissenswerte rund um Kindersitze. Damit sind Sie und Ihr Nachwuchs sicher unterwegs.
28.06.2021
iStock / Drazen_
Jährlich verunfallen in der Schweiz mehr als 300 Kinder im Auto. Die Hälfte aller Kinder ist nicht richtig gesichert, jedes 14. überhaupt nicht. Sorgen Sie also für den gefahrlosen Transport Ihres Nachwuchses im Auto.
Welche Regeln gelten für den Transport von Kindern im Auto?
Kinder bis 12 Jahre mit einer Körpergrösse unter 150 Zentimetern müssen im Auto in einem speziellen Kindersitz reisen. Erst wenn eine der beiden Limiten überschritten ist, reicht die Sicherung mit dem normalen Sicherheitsgurt. Bei einer Polizeikontrolle müssen Sie 60 Franken Busse zahlen, wenn Ihr Kind ungesichert ist.
Je nach Alter bzw. Gewicht gelten unterschiedliche Vorschriften für die Sicherung im Auto:
| Einteilung | Gewicht | Sichern mit | Einsatzdauer |
|---|---|---|---|
| Gruppe 0+ 0–1,5 Jahre |
0–13 kg | Babyschale | 5 Jahre |
| Gruppe 1 1,5–4 Jahre |
9–18 kg | Kindersitz | 6 Jahre |
| Gruppe 2/3 5–12 Jahre |
15–36 kg | Sitzerhöhung (mit oder ohne Rückenlehne) | 9 Jahre |
Einen Überblick gibt die Broschüre «Kinder im Auto» des TCS.
Wie sicher sind Kindersitze?
Kindersitze unterliegen Sicherheitsnormen. Aktuell gibt es zwei gültige Zulassungsvorschriften für Kindersitze:
ECE R44
Einteilung der Kindersitze nach Körpergewicht (z.B. 0–12 kg)
Vorwärtsgerichtetes Fahren ab 9 kg erlaubt
ECE R129, i-Size (seit 1.1.2014)
Einteilung der Kindersitze nach Körpergrösse (z.B. bis 100 cm)
Kinder bis 15 Monate werden nur gegen die Fahrtrichtung transportiert
Alle Sitze müssen Seitenaufpralltest bestehen.
Universale Zulassung für Isofix-Kindersitze mit Stützfuss möglich (nur auf «i-Size tauglich» deklarierten Sitzplätzen verwendbar)
Am Markt sind aktuell beide Normen gültig. Kindersitze nach ECE R44.03 oder .04 (ab 1995) sind nach wie vor zugelassen.
Sie können also auch einen älteren Kindersitz weiterverwenden. Beachten Sie aber, dass auch Kindersitze eine Art Verfallsdatum haben. Materialermüdung (z.B. poröses Styropor) vermindert die Sicherheit. Deshalb empfiehlt der TCS jeweils eine maximale Einsatzdauer (siehe Tabelle oben).
Die ECE R129-Norm unterstützt die Isofix-Befestigung. Diese ist einfacher zu bedienen und findet sich mittlerweile in den meisten Neufahrzeugen.
Welchen Kindersitz brauche ich für mein Kind?
Die kleinsten Mitfahrer können noch nicht selbständig sicher sitzen. Für sie brauchen Sie eine Babyschale. Nach der neuen Norm ECE-R129 müssen Sie Kinder bis 15 Monate generell rückwärtsgerichtet sichern. Die Sicherung erfolgt über den Dreipunktgurt oder den Isofix-Sockel, idealerweise auf dem Rücksitz
Achtung: Befestigen Sie die Babyschale auf dem Beifahrersitz, müssen Sie den Frontairbag deaktivieren.
Kinder bis etwa 5 Jahre werden in einem meist vorwärts gerichteten Kindersitz mit eigenem Gurtsystem (Hosenträgergurt) transportiert. Wichtig ist, dass der Kindersitz fest mit dem Auto verbunden ist. Für die Befestigung mit der genormten Steckverbindung Isofix muss das Fahrzeug in der Typenliste des Kindersitzes aufgelistet sein. Es sind verschiedene Systeme erhältlich: Hosenträgergurtsystem (Fünfpunktgurte) oder Sitze mit einem Fangkörper (Aufpralltisch).
Für grössere Kinder ab etwa 5 Jahren verwenden Sie für eine optimale Sicherheit und mehr Komfort am besten einen Kindersitz mit Rückenlehne. Eine einfache Sitzerhöhung ist zwar erlaubt – sie bietet aber bei einem Seitenaufprall keinen Schutz. Die Befestigung erfolgt mit dem Dreipunktgurt. Diese Sitze können Sie für Kinder bis 12 Jahre oder bis zu 150 Zentimeter Körpergrösse verwenden. Das Gewicht spielt eine untergeordnete Rolle.
Sie sollten immer dann in die nächstgrössere Kategorie wechseln, wenn der Kopf Ihres Kindes über den Kindersitz hinausragt.
Ist ein Kindersitz vorne auf dem Beifahrersitz zulässig?
Die sichersten Plätze im Auto befinden sich auf den Rücksitzen. Doch grundsätzlich dürfen Kinder unabhängig vom Alter auch auf dem Beifahrersitz mitfahren. Gerade Säuglinge haben Sie so besser im Blick, wenn Sie allein unterwegs sind.
Wie sichere ich ein Kind richtig?
Zunächst brauchen Sie einen für die Grösse und das Alter des Kindes passenden Kindersitz. Beachten Sie bei der Montage sowohl die Bedienungsanleitung für den Kindersitz als auch die Ihres Fahrzeugs. Wichtig ist, dass der Gurt korrekt und straff sitzt. Er sollte so eng wie möglich am Körper des Kindes anliegen. Dicke Winterkleidung verhindert das. Winterjacken sollten Sie für die Autofahrt deshalb am besten ausziehen.
Hier finden Sie ausführliche Anleitungen zur korrekten Sicherung:
Checkliste: Wie finde ich den richtigen Kindersitz?
Wägen Sie Ihr Kind und messen Sie seine aktuelle Körpergrösse. So können Sie den passenden Sitz wählen.
Ziehen Sie für die Qualitätsbeurteilung den Kindersitztest des TCS zu Rate. Er wird laufend aktualisiert.
Prüfen Sie, welche Sitze in Ihrem Auto installiert werden können. Ist eine Isofix-Befestigung möglich? Ihr Fahrzeug muss auf der Typenliste des Kindersitzes freigegeben sein.
Bauen Sie den Kindersitz probehalber in Ihrem Auto ein. Kontrollieren Sie, ob die Gurtlänge ausreicht und der Sitz sich fest fixieren lässt. Er darf weder kippen noch verrutschen.
Lassen Sie Ihr Kind Probe sitzen. Überprüfen Sie, ob das Hineinsetzen und Angurten des Kindes sowie das Bedienen der Einstellvorrichtung problemlos möglich sind.
Achten Sie darauf, dass der gewählte Sitz ein ECE-R-Prüflabel hat. Es ist meist orange und am Sitz angebracht.
Tipp: Ein leicht entfernbarer Überzug vereinfacht das Reinigen.
Was sollte ich schon beim Autokauf beachten?
Beim Kauf eines neuen Familienautos ist die Grösse wahrscheinlich das wichtigste Thema. Machen Sie sich Gedanken darüber, wie viele Kindersitze Sie aufs Mal transportieren wollen. Zwei Kindersitze können Sie auf dem Rücksitz der meisten Autos problemlos unterbringen. Bei drei wird es oft schwieriger.
Achten Sie auch darauf, dass sich die Kindersitze gut befestigen lassen. Neufahrzeuge haben Isofix-Befestigungen. Überprüfen Sie, ob es genug davon für Ihre Bedürfnisse gibt.
Kontrollieren Sie, ob Sie den Airbag am Beifahrersitz deaktivieren können. Denn nur dann dürfen Sie die gegen die Fahrtrichtung montierten Sitze dort platzieren.
Weitere Tipps für Kinder im Auto
Kindern macht eine Autofahrt meist keinen Spass. Stillsitzen gehört nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Nehmen Sie Bücher oder handliches Spielzeug mit. Damit ist der Nachwuchs versorgt, während Sie sich auf den Verkehr konzentrieren.
Sorgen Sie auch dafür, dass Ihr Nachwuchs bequem in seinem Kindersitz aufgehoben ist. Die Befestigungen müssen straff sitzen. Winterjacken beeinträchtigen die Sicherung – das gilt im Übrigen nicht nur für Kinder. Daher sollte es im Auto warm genug sein.
Wichtig: Bei Auslandsreisen sollten Sie sich vorab erkundigen, welche Vorschriften zur Kindersicherung in den jeweiligen Reiseländern gelten.