Prämien

Bonusstufen/Prämienstufen bei der Autoversicherung

Versicherer nutzen das Bonus-Malus-System, um die Prämienhöhe zu berechnen. Wie das funktioniert, was Prämienstufen damit zu tun haben und was in einem Schadensfall passiert, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Lara Surber

16.02.2022

Die Motorhaube eines Personenwagens wurde beschädigt.

iStock / deepblue4you

1.Wie funktioniert das Bonus-Malus-System in der Schweiz?
2.Was ist eine Bonusstufe/Prämienstufe?
3.Bonusstufen bei der Autoversicherung: Wie viele und welche Prämienstufen gibt es?
4.Wann steigt die Prämienstufe?
5.Wie lange bleibt eine Prämienstufe erhalten?
6.Höhere Bonusstufe nach Unfall: Zwei Beispiele
7.Wie kann ich verhindern, dass die Prämienstufe steigt?

1. Wie funktioniert das Bonus-Malus-System in der Schweiz?

Schweizer Autoversicherungen nutzen zur Berechnung Ihrer Prämie das sogenannte Bonus-Malus-System. Bonus (vom Lateinischen gut) bezeichnet im Zusammenhang mit dem Auto eine Gutschrift oder einen Rabatt, Malus (vom Lateinischen schlecht) bedeutet eine Strafzahlung respektive einen Zuschlag. 

Das System hat einen massgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Prämie. Das Prinzip ist einfach: Je weniger Schäden die Versicherungsgesellschaft begleichen muss, desto niedriger wird Ihre Prämie. Je mehr Leistungen Sie beziehen, desto höhere Prämien bezahlen Sie. 

Ein Bonussystem kommt bei der Autohaftpflichtversicherung und der Kollisionskaskoversicherung zur Anwendung. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über das Vorgehen der Versicherer.

2. Was ist eine Bonusstufe/Prämienstufe?

Am Anfang der Autoversicherung steht immer eine Prämie. Sie wird aufgrund des versicherten Fahrzeugs und bestimmter Risikokriterien des Lenkers oder der Lenkerin berechnet (z.B.: Steht Ihr Auto nachts in der Garage? Ist es geleast?). 

Diese Prämie ist ziemlich hoch und praktisch niemand muss effektiv so viel bezahlen, denn jetzt kommen noch Ihre persönlichen Kriterien dazu (z.B.: Wie alt sind Sie? Wie lange fahren Sie schon Auto? Haben Sie in den letzten paar Jahren Schäden verursacht?). 

Aufgrund Ihrer persönlichen Kriterien legt die Versicherung Ihre Prämienstufe fest, also z.B. 65 Prozent. Das heisst: Sie zahlen nur 65 Prozent der ursprünglich berechneten Prämie.

3. Bonusstufen bei der Autoversicherung: Wie viele und welche Prämienstufen gibt es?

Bei manchen Autoveresicherungen beträgt die tiefste Prämienstufe fürs Auto um die 30 Prozent, bei anderen um die 45 Prozent. Die Bonusstufen für die Haftpflicht- und für die Teil- sowie Kollisionskaskoversicherung werden separat berechnet und müssen nicht identisch sein. 

4. Wann steigt die Prämienstufe?

Nach einem bezahlten Schadensfall erhöht die Versicherung die Prämie ab dem folgenden Versicherungsjahr. Üblich ist eine Erhöhung um vier Stufen. Fahren Sie danach unfallfrei, sinkt die Prämie im Folgejahr wieder. Beachten Sie, dass die die Abstufungen und damit der Prämienanstieg nach einem Schadensfall sich je nach Versicherung unterscheiden. Deshalb lohnt sich ein gründlicher Vergleich der Leistungen.

Prämien berechnen

5. Wie lange bleibt eine Prämienstufe erhalten?

Sind Sie beim Bonusstufensystem noch nicht auf der untersten Stufe, sinkt die Stufe jedes Jahr ein paar Prozente. Sprich: Sie bezahlen jedes Jahr ein bisschen weniger, bis Sie auf der tiefsten Stufe sind und die Prämie gleich bleibt.

Der Vorteil: Einmal auf der tiefsten Prämienstufe angelangt, wird die Prämie nach einem Schadensfall meist nur minim teurer, da die tieferen Stufen in der Regel viel näher beisammenliegen als die hohen Kfz-Bonusstufen.

Jede Versicherung berechnet die Prämienstufen selber. Bei einem Versicherungswechsel wird Ihre Prämienstufe also neu festgelegt. Die meisten Versicherungen fragen nach allfälligen Schadensfällen in den letzten Jahren. Waren Sie unfallfrei unterwegs, wird das also auch bei einem Versicherungswechsel berücksichtigt.

6. Höhere Bonusstufe nach Unfall: Zwei Beispiele

Welche Folgen ein Unfall auf Ihre Prämienstufe hat, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Im Folgenden finden Sie zwei Beispiele.

Neulenker Andreas

Andreas hat ganz neu den Führerschein. Er schliesst eine Versicherung für Haftpflicht und Vollkasko ab. Er bekommt Stufe B8 und bezahlt 80 Prozent der Prämie. Andreas bezahlt 1'920 Franken pro Jahr.

Andreas verursacht einen Auffahrunfall, Schaden am Vordermann, Schaden am eigenen Auto. Die Versicherung übernimmt beide Schäden. Sowohl in der Haftpflicht als auch in der Vollkasko hat Andreas aber 1'000 Franken zusätzlichen Selbstbehalt, weil er Neulenker ist. 

Dazu kommt noch ein vereinbarter Selbstbehalt von 1'000 Franken bei der Kollisionskasko. Zudem wird er sowohl in der Haftpflicht wie auch in der Kollisionskasko von B8 auf B12 aufgestuft. Das bedeutet bei dieser Versicherung neu eine Stufe von 120 Prozent.

Andreas muss zwar seinen Schaden nicht selber bezahlen. Trotzdem kommen auf ihn nun Kosten zu. Nämlich:

  • Selbstbehalt Haftpflicht: CHF 1'000

  • Selbstbehalt Kollisionskasko: CHF 2'000

  • Mehrprämie wegen Erhöhung der Bonusstufe von B8 auf B12, also von 80 Prozent auf 120 Prozent *: CHF 2'400

  • Total Verkehrsunfall-Kosten: CHF 5'400

Erfahrene Lenkerin Manuela

Manuela fährt seit 20 Jahren Auto und hat deshalb die tiefste Bonusstufe B0, d.h. 30 Prozent. Sie bezahlt 720 Franken pro Jahr.

Manuela verursacht ebenfalls einen Auffahrunfall mit Schaden am Vordermann und am eigenen Auto. In der Haftpflicht hat sie wegen ihrer Fahrerfahrung keinen Selbstbehalt mehr. In der Kollisionskasko hat sie einen Selbstbehalt von 1'000 Franken mit der Versicherung vereinbart.

Auch Manuela bekommt den Schaden erstattet. Und sie wird von Bonusstufe 0 (B0) auf B4 aufgestuft, d.h. 45 Prozent. Auch wenn sie gleich viele Stufen Strafe bekommen hat, muss sie schlussendlich nicht so tief in die Tasche greifen wie Andreas:

  • Selbstbehalt Haftpflicht: CHF 1'000

  • Mehrprämie wegen Erhöhung der Stufe von B0 auf B4, also von 30 Prozent auf 45 Prozent *: CHF 912

  • Total Verkehrsunfall-Kosten: CHF 1'912

* Berücksichtigt wurde die Mehrprämie über die nächsten 4 Jahre, bis wieder die Stufe B8, 80 Prozent, resp. bei Manuela B0, 30 Prozent, erreicht wird. Andreas bezahlt im ersten Jahr 120 Prozent, im nächsten 110 Prozent, im dritten 100 Prozent und im vierten noch 90 Prozent. Im fünften Jahr erreicht er wieder die Stufe 80 Prozent, wo er ursprünglich angefangen hat. Bei Manuela gilt das Gleiche; ihre Stufen sind aber im ersten Jahr 45 Prozent, im zweiten 41 Prozent, im dritten 38 Prozent, im vierten 34 Prozent. Danach erreicht auch sie wieder B0 mit 30 Prozent.

7. Wie kann ich verhindern, dass die Prämienstufe steigt?

Gegen die Mehrprämie hilft ein sogenannter Bonusschutz. Dieser Zusatzbaustein hätte Andreas vor 2400 Franken und Manuela vor 912 Franken Mehrkosten bewahrt. Erfahren Sie mehr zum Bonusschutz und wann er sich am meisten lohnt.

Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 01.09.2021

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