Schweizerdeutsch lernen: Schwyzerdütsche Begriffe & Tipps

In der Deutschschweiz sprechen Schweizerinnen und Schweizer im Alltag normalerweise kein Hochdeutsch. Schweizerdeutsch ist die Standardsprache. Wir zeigen Ihnen häufige schweizerdeutsche Ausdrücke und geben praktische Tipps, wenn Sie Schweizerdeutsch lernen wollen.

Lara Surber Foto
Lara Surber

22.09.2023

Eine Gruppe von Frauen lernt gemeinsam an einem Tisch.

iStock / BakiBG

1.Schweizerdeutsche Wörter: von A wie Apéro bis Z wie Zügeln
2.Dos and Don’ts in der Schweiz
3.Wo und wie kann ich Schweizerdeutsch lernen?

1. Schweizerdeutsche Wörter: von A wie Apéro bis Z wie Zügeln

Ihre neuen Bekannten fragen Sie nach Ihrer Natelnummer. Die Nachbarin bittet Sie, einen Teigwarensalat fürs Buffet mitzubringen. Die Kollegen laden Sie zum Apéro ein. 

Haben Sie alles verstanden? Nein? Wir haben ein paar typische Schweizer Wörter für Sie zusammengestellt.

Apéro: Findet meistens vor dem Abendessen und oft nach dem Feierabend statt. Neben meist alkoholischen Getränken gibt es für die Gäste kleine Häppchen, um den Appetit anzuregen.

Bostitch: HeftklammerTacker

Bünzli: Ein kleinkarierterspiessbürgerlicher Mensch

Chuchichäschtli: Das traditionelle schweizerdeutsche Schibboleth schlechthin. Also ein typisches Wort, das für einen Nicht-Schweizer kaum auszusprechen ist. Umso banaler ist seine Bedeutung: Gemeint ist ein kleiner Küchenschrank.

Eidgenosse: Bezeichnung für Schweizerinnen und Schweizer, häufig genutzt als Abgrenzung zu «Papierschweizern». Der Begriff Eidgenosse oder Eidgenossenschaft geht auf den Gründungsmythos der Schweiz zurück, laut dem per Eid (dem «Rütlischwur») ein Bund gegen die Habsburger geschlossen wurde.

Eierschwämmli: Pfifferling

Ferien: Schweizer machen keinen Urlaub, sondern nur Ferien, auch in der Arbeitswelt. Urlaub gibt es im Militär. Unbezahlte arbeitsfreie Zeit ist aber auch in der Schweiz «unbezahlter Urlaub». 

Finken: Pantoffeln oder Hausschuhe

GA: Gängige Abkürzung für «Generalabonnement». Eine Jahreskarte der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die das Reisen mit beinahe allen öffentlichen Verkehrsmitteln der Schweiz ohne Fahrkartenkauf ermöglicht. Entspricht somit einer Bahncard 100 und wird vor allem von Pendlerinnen und Pendlern und Pensionierten genutzt.

Der Grosse Kanton: Scherzhafte Bezeichnung für Deutschland. Im Jahr 2014 brachte der Schweizer Satiriker Viktor Giacobbo zudem einen gleichnamigen satirisch-dokumentarischen Film in die Kinos. Darin wird die Idee erörtert, die Bundesrepublik Deutschland als 27. Kanton an die Schweiz anzuschliessen.

Halbtax: Jahreskarte der SBB, die den ermässigten Transport in beinahe allen öffentlichen Verkehrsmitteln der Schweiz ermöglicht. Entspricht in etwa einer Bahncard 50.

Kantönligeist: Bezeichnet den Föderalismus in der Schweiz, den Lokalpatriotismus und das damit verbundene Bedürfnis der Kantone, ihre Eigenständigkeit zu pflegen und zu wahren. In Deutschland wird dafür teilweise der Begriff «Kantonismus» verwendet.

Kollege/Kollegin: Kumpel oder Bekannte. Die praktische Bezeichnung «Kollege» gilt nicht dem Arbeitskollegen. In diesem Fall wird wirklich vom «Arbeitskollegen» gesprochen. In der Regel besteht ein Bekanntenkreis vor allem aus Kollegen. Viele Schweizerinnen und Schweizer bezeichnen ihre engen Freunde als «Fründe».

Natel: Gängige Bezeichnung für Mobiltelefon. Die Abkürzung steht für «Nationales Autotelefonnetz» und wurde als Marke der Telekom-Gesellschaft Swisscom vertrieben. Umgangssprachlich wurde das Wort jedoch noch vor dem Begriff «Handy» zum Gattungsnamen für das Mobiltelefon.

Nüsslisalat: Feldsalat

Panasch/Panaché: Radler (Biermischgetränk mit Zitronenlimonade)

Poulet: Hähnchenfleisch, kommt aus dem Französischen (le poulet – das Hähnchen)

Röstigraben: Bezeichnung für den Unterschied zwischen der deutschsprachigen und französischsprachigen Schweiz. Dieser Unterschied wird oft bei Abstimmungen und Wahlen sichtbar. Rösti ist eigentlich ein klassisches Kartoffelgericht der Schweizer Küche. Von Rösti wurde lange fälschlicherweise angenommen, es handle sich um eine rein deutschschweizerische Spezialität.

Übrigens: Der Unterschied zwischen dem Tessin und dem Rest der Schweiz nennt sich Polenta-Graben. Vergleichbar ist die Bezeichnung mit dem «Weisswurstäquator» in Deutschland, der Bayern vom Rest des Landes trennt.

Sack: Meistens ist eine einfache Tüte gemeint – egal, ob Plastik, Stoff oder Papier.

Sackmesser: Ausserhalb der Schweiz als Schweizer (Taschen-)Messer bekannt.

Schaffen: Das Wort Arbeiten gibt es im Schweizerdeutschen nicht. Ein Schweizer arbeitet also nicht, er schafft. Das Wort kennen sicherlich Auswandererinnen und Auswanderer aus Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern). Dort wird «schaffen» auch synonym mit «arbeiten» verwendet.

Schmutz: Ist nicht etwa «Dreck», sondern in einigen Dialekten ein Wort für Kuss.

Teigwaren: Nudeln – Schweizerinnen und Schweizer betrachten die Welt der Pasta etwas differenzierter als Deutsche. Teigwaren (oder Pasta) ist der Oberbegriff. Ein Teigwarensalat ist also ein Nudelsalat und somit viel leckerer als er klingt. Nudeln gibt es auch, gemeint sind dann aber nur die flachen Bandnudeln. Oft werden die genauen Bezeichnungen verwendet: Spaghetti, Farfalle, Penne etc.

Tram: Die Bezeichnung Tram für Strassenbahn ist in Deutschland zwar auch bekannt. Der grosse Unterschied ist der Artikel: Im Schweizerdeutschen heisst es nämlich das Tram.

Töff: Motorrad – ein Mofa ist der schweizerdeutschen Logik entsprechend ein Töffli.

Velo: Fahrrad

Zügeln: In der Schweiz kann man nicht nur ein Pferd und sich selbst zügeln, sondern auch gleich seinen ganzen Haushalt. Es bedeutet nämlich umziehen, im Sinne von Wohnort/Wohnung wechseln.

2. Dos and Don’ts in der Schweiz

Sie wollen bei Schweizerinnen und Schweizern nicht ins Fettnäppchen treten und im Bekanntenkreis möglichst bald als top-integriert gelten? Dabei hilft Ihnen unser – zugegebenermassen etwas klischierter – Ratgeber:

  • Immer «Danke» und «Bitte» sagen: Die ausgetauschte verbale Höflichkeit an Supermarktkassen in der Schweiz mag schon fast exzessiv anmuten. Sagen Sie trotzdem besser einmal zu viel als zu wenig «Danke», «Bitte» und «Schönen Tag».

  • Anstossen beim Trinken: Es ist erwünscht, dass Sie mit allen anstossen, bevor Sie trinken. Wichtig: Schauen Sie sich in die Augen und nennen Sie das Gegenüber beim Namen. Beispiel: «Zum Wohl, Hansruedi!»

  • Wandern: Schweizerinnen und Schweizer lieben das Wandern. Aber Achtung: Bei einer richtigen Wanderung werden häufig mehrere Hundert Höhenmeter zurückgelegt. Eine 2-stündige Tour um einen See gilt eher als längerer Spaziergang.

  • Drei Küsschen zum Gruss: Beim Kennenlernen geben Sie der anderen Person in der Regel die Hand. Ab dem zweiten Treffen wird es komplizierter. Für die Frau sind drei Küsschen auf die Wange üblich. In der jüngeren Generation oder unter guten Bekannten reicht oft ein Kuss oder eine Umarmung (diese auch unter männlichen Freunden). So klar sind da die Regeln allerdings nicht. Wo Sie sich aber sicher sein können: Zwei Küsschen gibt es nie.

  • Name bei Begrüssung nennen: Schweizerinnen und Schweizer nennen bei Begrüssungen oft den Namen des Gegenübers oder wiederholen ihn, wenn sie ihn zum ersten Mal hören: «Hallo, ich bin der Hansruedi.» – «Hansruedi, freut mich, ich bin die Susanne.»

  • Eine Einladung ohne Apéro: Haben Sie Schweizerinnen oder Schweizer bei sich zum Essen eingeladen? Bieten Sie einen Aperitif und Appetithäppchen an. Dafür müssen Sie gar nicht unbedingt grossen Aufwand betreiben: Oft reichen Bier oder Weisswein mit Chips, Nüsschen oder Oliven. Beliebt sind auch Verabredungen nur zum Apéro. Dieser kann bis tief in die Nacht dauern und sollte dann aufwändiger gestaltet sein als das «Einwärmen» vor dem Dinieren.

  • Über den Lohn sprechen: Das Thema Einkommen ist für die meisten Schweizerinnen und Schweizer ein absolutes Tabu. Nur im engsten Freundeskreis oder in der Familie kann es vorkommen, dass Sie über die finanzielle Situation Bescheid wissen.

  • Versuchen, Schweizerdeutsch zu reden: Manche Schweizerinnen und Schweizer sehen die Bemühung als gelungene Integration. Bei anderen kommt es jedoch nicht gut an, wenn Ausländerinnen und Ausländer versuchen, Schweizerdeutsch zu reden. Allerdings wird jedoch von Deutschen nach ein paar Monaten Aufenthalt in der Schweiz erwartet, dass sie Schweizerdeutsch lückenlos verstehen.

  • Geizig sein: Jeden Rappen umzudrehen oder sich über zu hohe Preise zu beschweren, ist in der Schweiz unüblich.

  • Laut sein: Sich laut zu beschweren oder Witze zu erzählen, ins Telefon zu brüllen oder sogar in einem Streitgespräch die Stimme über das für Schweizer zumutbare Maximum zu erheben, kommt nicht gut an.

  • Unpünktlichkeit: Später sein als 15 Minuten ist in der Schweiz schlichtweg inakzeptabel. Können Sie es trotzdem nicht vermeiden, müssen Sie den Wartenden oder die Wartende unbedingt früh genug über die Verspätung informieren. Und sich natürlich entschuldigen.

  • Ironie im Alltag: Die Schweizerinnen und Schweizer sind nicht ganz so humorlos wie gemeinhin angenommen. Allerdings sollten Sie mit Ironie und Sarkasmus im Alltag vorsichtig sein: Diese werden oft nicht als solche erkannt.

Der Immobilienmarkt in der Schweiz

Günstiger Wohnraum ist vor allem in den grösseren Städten Mangelware. Rechnen Sie deshalb viel Zeit für die Wohnungssuche ein. Auf dem Immobilienmarktplatz von Comparis finden Sie Inserate von verschiedenen Anbietern.

Mit der Comparis-Note erfahren Sie, ob die Immobilie überteuert ist oder nicht. Gut zu wissen: In der Schweiz ist 6 die beste und 1 die schlechteste Note.

Jetzt passende Immobilie finden

3. Wo und wie kann ich Schweizerdeutsch lernen?

Schweizerdeutsch ist nicht dasselbe, aber vergleichbar mit deutschen Dialekten. Das können Sie tun, um Schweizerdeutsch besser zu verstehen:

  • Nutzen Sie am besten schon vor Ihrem Umzug in die Schweiz die Gelegenheit, um Schweizer Radio zu hören oder Sendungen über das Internet anzuschauen. Das öffentliche Schweizer Fernsehen SRF bietet z. B. über seine Mediathek die Möglichkeit, auch von Deutschland aus Sendungen auf Schweizerdeutsch zu schauen.

  • Gehen Sie unter Leute, wenn Sie in der Schweiz wohnen. Je mehr Sie im «Sprachbad» Schweizerdeutsch hören, desto besser werden Sie Ihre Arbeitskolleginnen oder die Nachbarn verstehen.

  • Es gibt verschiedene Lern-Apps und elektronische Lernmittel für Schweizerdeutsch. Einige Beispiele dafür sind: Schweizerdeutsch übersetzen, Wörterbuch Schweizerdeutsch oder VoCHabular.

Es gibt natürlich auch eine Menge Literatur zum Thema. Doch letztlich ist es wie bei allen Sprachen: Sie können viel lesen, aber erst durch das aktive Hören werden Sie Stück für Stück neue Begriffe aufnehmen und Schweizerdeutsch lernen.

Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 06.12.2011

Das könnte Sie auch interessieren

Anmeldung Schweiz: Neuen Wohnsitz anmelden

15.02.2024

Mit einem Nachsendeauftrag Post in die Schweiz umleiten – so geht’s

19.08.2022

Zoll Schweiz: Umzug & Anmeldung von Übersiedlungsgut

18.01.2024

Lebenshaltungskosten: Schweiz & Nachbarländer im Vergleich

05.10.2023
Herzlich willkommen! Sie sind jetzt angemeldet.
Zum Benutzerkonto